Sächsische Zeitung, 19.01.2008
Quietsch-Enten-Alarm
Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
WAS macht man eigentlich als Ministerpräsident, wenn in der sächsischen Landespolitik nichts mehr rund läuft und die Gefahr besteht, dass einem der ganze Laden bald um die Ohren fliegt? Amtsinhaber Georg Milbradt, der gerade die eigene Landesbank gegen einen 2,75-Milliarden-Euro-Schuldschein eintauschen musste, macht in der Öffentlichkeit jedenfalls auf quietschvergnügt. Weil ihm das aber kaum noch einer abnimmt, griff er diese Woche zu einem Hilfsmittel. So durften ihn Reporter eines Boulevardblattes beim privaten Einkaufsbummel begleiten und dabei beobachten, wie der Regierungschef ein knallgelbes Quietsche-Entchen so lange an sein Ohr hielt, bis der Fotograf das Motiv „Gummi-Ente (links im Bild) und Politiker (rechts)“ wohlfeil im Kasten hatte. Das sah dann auch irgendwie niedlich aus und sollte allen Betrachtern zeigen, dass der Ministerpräsident wunderbar gut drauf ist – also nix mit Krisenstimmung. Gekauft hat Milbradt das 2,59 Euro teure Spielzeug am Ende leider nicht. Hätte er aber mal lieber. Denn es ist weiterhin möglich, dass er trotz der Schmusefotos bald baden geht.
WIE schnell plötzlich die Alarmglocken schrillen können, erlebten jetzt etliche Landtagsabgeordnete, die sich mit Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) verabredet hatten, um über die geplante Kreisreform zu beraten. Nachdem alle im Konferenzsaal in der dritten Etage Platz genommen hatten, wurde vom Sicherheitsdienst eine einsame Tasche an der Eingangstür gesichtet. Da niemand wusste, wo diese herkam, wurde sofort Bombenalarm gegeben. Man informierte Polizei und Sprengstoffexperten, der Raum wurde geräumt. Beim Flüchten fiel dann allerdings der CDU-Politikerin Gesine Matthes plötzlich ein, wem die Tasche gehört: Es war ihre. Also alles zurück. Frau Matthes kostete das Malheur eine Saalrunde Sekt, um die Nerven aller Anwesenden zu beruhigen. Geknallt es hat es dann nur beim Öffnen der Flaschen.
AUFREGUNG herrscht zurzeit auch unter Sachsens Polizisten. Denen drohen nach Auskunft ihrer Gewerkschaft nämlich Frostbeulen und Erkältungen. Der Grund: Die Auslieferung der neuen Winter-Anoraks verzögert sich, weil die Herstellerfirma pleite ist. Das Innenministerium will nun erst einmal auf das nicht ganz so modische Vorgängermodell zurückgreifen. Die Polizisten werden diesen Winter also alt aussehen.