Dresdner Morgenpost, 07.02.2008
Ehemalige PDS-Ikone machte sich erst für den Woba-Verkauf stark- jetzt macht sie Geschäfte mit den neuen Besitzern
Ostrowski: "Zubrot" als Immobilien-Maklerin
Knapp zwei Jahre nach dem Verkauf der Woba an eine US-Invest-Firma droht Dresden ein Politik-Skandal in dem Zusammenhang. Jetzt kam heraus: Christine
Ostrowski (62), Stadträtin der Linksfraktion und ehemalige PDS-Ikone, verdient sich ein "Zubrot" als Maklerin für den neuen Eigentümer der Woba - die Gagfah. Der Verkauf der Woba war nur mit den Stimmen des Teils
der Linksfraktion um Ostrowski zustande gekommen.
Zwei Häuser hat Frau Ostrowski als „Ostrowski Immobilien" bereits für die Gagfah aus dem Woba-Bestand verkauft: die Immobilien Bergmannstraße 35 in Striesen und Malerstraße 10 Loschwitz. Üblicherweise bekommen Makler 5,45 Prozent vom Verkaufserlös. Die Stadträtin: „Ja, es stimmt. Ich bin in einer Nebentätigkeit selbstständig als Maklerin tätig. Das mache ich seit Herbst 2007. Die Gagfah ist eine von vielen Wohnungsgesellschaften, für die ich makle."
In dem Fall aber eine ganz besondere Immobiliengesellschaft. Denn die Privatisierung der Woba,die jetzt als Gagfah firmiert, war in Ostrowskis ehemaliger Partei (Die Linke, früher PDS) mehr als umstritten. Die Partei war strikt gegen den Verkauf, die Fraktion (damals 17 Stadträte) stimmte geteilt ab. Nur mit den neun Stimmen der damaligen Linksfraktion gab es im Rat eine Mehrheit für den Verkauf. Am 9. März 2006 stimmten 40 Räte für die Privatisierung, 29 dagegen und ein Stadtrat enthielt sich. Gut ein Jahr später spaltete sich die Fraktion - größter Knackpunkt:
die Privatisierung der Woba.
Christine Ostrowski: "Meine Makler-Tätigkeit hat nichts mit dem Verkauf der Woba oder meiner Zustimmung dazu zu tun. Ich verdiene mein Geld in der Wohnungswirtschaft, weil ich dort verankert bin." Frau Ostrowski saß von 1998 bis 2002 als wohnungspolitische Sprecherin für die PDS im Bundestag. Allerdings hat die PDS dort immer vehement gegen Privatisierungen gekämpft.
Von Andreas Weller