Karl Nolle, MdL

Stuttgarter Zeitung, 19.02.2008

Der Feuerwehrmann wird zum roten Tuch

Der Schwabe Werner Schmidt hat die BayernLB bis zur Subprime-Krise erfolgreich geführt
 
Werner Schmidt kam als Feuerwehrmann zur BayernLB. Lange wurde der Vorstandschef als Aufräumer geschätzt. Nun hat es sich der Spitzenbanker offenbar mit der Politik verscherzt und steht vor einem unrühmlichen Abgang.

An Selbstbewusstsein hat es Werner Schmidt noch nie gemangelt. Doch dieses Mal könnte es der bald 65-jährige Vorstandschef der Bayerischen Landesbank aber übertrieben haben. Gegen den Willen der bayerischen Landespolitik in Person des weißblauen CSU-Finanzministers Erwin Huber hat er die Risiken der Staatsbank mit wackeligen US-Immobilienkrediten dieser Tage beziffert und damit die von der CSU befürchtete politische Diskussion entfacht.

Als Retter war der frühere Spitzenbanker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) 2001 an die Isar gewechselt. Nun ist er auf dem Weg zum Sündenbock, dem ein kurzfristiger Rauswurf droht. Das hat wohl nur zum einen damit zu tun, dass sich die BayernLB unter seiner Führung im großen Stil verzockt hat. Was den gebürtigen Sindelfinger für manchen Mächtigen zum roten Tuch macht, ist vor allem auch sein Naturell.

Bankintern ist er unumstrittener Chef und macht das auch durch sein ziemlich herrisches Auftreten klar. Bei kritischen Fragen setzt der kantige Banker bisweilen ein eisiges Lächeln auf, fixiert sein Gegenüber mit bohrendem Blick und antwortet auf eine Weise, die keinen weiteren Widerspruch duldet. Den Vertretern des Freistaats, dem die Landesbank zur Hälfte gehört, war das recht, solange Schmidt die Suppe erfolgreich ausgelöffelt hat, die ihm seine Vorgänger eingebrockt hatten. Das waren teils milliardenschwere Altlasten aus einer Zeit, da die BayernLB noch politische Kredite vergeben musste - und damit im Falle des Pleitiers Leo Kirch kräftig auf die Nase gefallen ist.

Im Jahr 2001 trat Feuerwehrmann Schmidt seinen Job in München an. Binnen fünf Jahren hat er die Landesbank mit der ihm eigenen Strenge wieder profitabel und zu einem angesehenen Institut gemacht - jedenfalls bis zur Subprime-Krise. Die lange erfolgreichen Aufräumarbeiten betrieb der Banker in Eigenregie ohne erkennbare politische Weisungen. Doch nun reibt sich sein Ego empfindlich am Interesse von CSU-Chef Huber. Statt Wertschätzung sind heute ganz andere Töne aus dessen Partei über Schmidt zu hören. Er solle seinen Posten räumen, fordern bis jetzt noch niedere CSU-Chargen. Vertrauensbruch und Arroganz, werfen ihm andere Parteisoldaten vor. Die Zeichen stehen fraglos auf Sturm.

Die Frage nach den wichtigsten Attributen eines Spitzenbankers hat Schmidt einmal seinem Naturell entsprechend beantwortet. Eine solche Führungskraft brauche die Würde eines Erzbischofs, das Lächeln eines Filmstars und die Haut eines Elefanten. An der Spitze der BayernLB ist derzeit vor allem eine Elefantennatur gefragt. Fachlich galt der ehemalige Mitarbeiter der Sparkasse Böblingen als Schwergewicht, bis zum Auftauchen der jüngsten Milliardenrisiken. Durch einen Akt politischen Ungehorsams hat sich der ehemalige Leistungsschwimmer nun selbst endgültig ins kalte Wasser geworfen. Die Kulturrevolution, die er zum Vorteil der Bank bewerkstelligt hat, war gestern. Heute muss er sich gegen den Strom stemmen, um ein vorzeitiges Karriereende zu vermeiden.

Bis zum Jahr 2011 würde der Vorstandsvertrag des bis vor kurzem noch als Aufräumer geschätzten 64-Jährigen laufen, falls die Eigner nicht ad hoc etwas anderes beschließen. Freiwillig wird Schmidt kaum weichen. "Ich werde meinen Vertrag erfüllen", hat der nicht als wankelmütig bekannte Banker voriges Jahr erklärt, allerdings mit einem Zusatz. "Wenn es meine Gesundheit erlaubt und solange mich meine Kapitaleigner noch ertragen", lautete die Einschränkung. Letzteres scheint infrage gestellt.

Vor seinem Wechsel nach München war Schmidt der erste Chef der 1999 neu gegründeten LBBW. Sein Abgang war dem kuriosen Rotationsmodell geschuldet, das die baden-württembergische Landespolitik ersonnen hatte: Nach zwei Jahren musste er den Sessel für seinen Nachfolger Hans-Dietmar Sauer räumen. Schmidt war zuvor Chef der SüdwestLB, die dann in der LBBW aufging. Bereits 1974 wurde er in den Vorstand der Landesbank Stuttgart berufen, die wiederum 1989 in der SüdwestLB aufging.
Von Thomas Magenheim-Hörmann, München

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