Karl Nolle, MdL

Frankfurter Rundschau, online, 19.02.2008

Landesbanken auf Brautschau

 
BayernLB und LBBW

Die Idee einer Südschiene aus LBBW und BayernLB geistert seit Jahrzehnten durch die Köpfe von Landesbankern und Sparkassen-Chefs. Letztere haben vor allem im Freistaat zu einem solchen Zusammengehen schon recht konkrete Vorstellungen, schildert ein Vertreter des Sparkassenlagers.

Demnach würde die BayernLB für die Bankenehe zerlegt. Ihr Auslandsgeschäft soll in eine Holding ausgegliedert werden und an die Börse gehen. Die LB-eigene Landesbausparkasse würden sich die Sparkassen einverleiben und die LB-Tochter Landesbodenkreditanstalt an die staatliche Förderbank LfA gehen. Die so auf ihren Kern reduzierte BayernLB wäre dann eine ideale Braut für die LBBW, meinen Sparkassenvertreter aus Bayern.

Ihr Wort hat einiges Gewicht, denn der weißblaue Sparkassenverband hält wie der Freistaat die Hälfte der BayernLB-Anteile. Zumindest im eigenen Kreis sei dieses Szenario beschlossene Sache, sagt ein Vertrauter des bayerischen Sparkassen-Chefs Siegfried Naser. Mit den Kollegen in Baden-Württemberg wissen sich die Bayern einig. "Wenn wir frei wählen könnten, würden wir uns für die BayernLB entscheiden", hatte der Sparkassenpräsident im Ländle, Peter Schneider, kürzlich erklärt.

Verhindert haben dies bislang vor allem Volksvertreter, die auf Landesebene eigenständige Geldhäuser als imageträchtige Spielwiese für eigene Machtambitionen ansehen. Es scheint, als müssten sich die Politiker in Bayern Ende 2008 dem Thema erneut stellen. tma

LBBW und SachsenLB

Noch fehlt zwar das Plazet aus Brüssel - an der Integration der SachsenLB in die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wird dennoch schon eifrig gewerkelt. Der Punkt, an dem eine Rückabwicklung möglich gewesen wäre, sei überschritten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schließlich haben die Schwaben treuhänderisch seit fast sechs Monaten das Sagen in Leipzig. Sobald die EU ihr - in Bälde erwartetes - Okay gibt, soll die SachsenLB rückwirkend zum Jahresbeginn geschluckt werden.

Ende August hatten die Stuttgarter in einer Hauruck-Aktion die Regie in Leipzig übernommen. Schon zuvor musste die Sparkassen-Gruppe eine Milliarden-Kreditlinie einräumen. Die SachsenLB hatte sich massiv im Markt mit verbrieften Krediten verspekuliert. Da die Krise an den Finanzmärkten länger anhielt als erhofft, musste der Freistaat auf Druck aus Schwaben im Dezember eine Garantie über 2,75 Milliarden Euro schultern.

Das sächsische Finanzministerium hat eingeräumt, dass ein Teil davon wohl auch in Anspruch genommen werden müsse. Die Rede ist von bis zu 800 Millionen Euro. Die LBBW betont stets, der Umfang der Beschäftigung in Leipzig solle erhalten bleiben - allerdings könne sich der Zuschnitt der Arbeitsplätze ändern. Die Gewerkschaft Verdi rechnet mit einem Stellenabbau in Leipzig, weil etwa die IT zur LBBW verlagert werden könnte. Inzwischen ist eine Betriebsvereinbarung unterschrieben, in der Anreize für einen Umzug und Abfindungen geregelt sind. ohm

Helaba und WestLB

Jürgen Rüttgers und Roland Koch, die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Hessen, hatten kurz vor Weihnachten Fusionsgespräche zwischen der WestLB und der Helaba einzufädeln versucht. Nun müssen sie sich wahrscheinlich bald eingestehen, dass daraus im Moment nichts wird. Und das liegt nicht nur an Kochs Wahldebakel.

Die Gründe dafür sind eher in Düsseldorf zu suchen. Dort wurden neue Risiken aus Spekulationsgeschäften bekannt. Die Folge: Das Land baut einen Risikoschirm auf, sollten Landesmittel tatsächlich benötigt werden, würden aber auch die Sparkassen in die Pflicht genommen. Sie könnten Anteile abgeben, und damit ihre Mehrheit an der Bank an das Land verlieren, oder bar zahlen.

Wie sie sich entscheiden würden, ist nicht garantiert. Mit anderen Worten: Am Ende könnte das Land womöglich die alte Privatisierungsidee wieder aufgreifen und die angeschlagene Landesbank an einen Investor verkaufen. Auf dieses Risiko wollen sich die Sparkassen in Hessen und Thüringen nicht einlassen.

Nur schemenhaft wurde bislang auch das neue Geschäftsmodell für die WestLB bekannt. Dagegen ist sicher, dass 1300 bis 1500 Beschäftigte der Düsseldorfer Landesbank aus ihrem Job gedrängt werden. Die Unruhe unter der Belegschaft ist schon heute groß. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, um vorherzusagen: Der Vorstand des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen wird die Idee einer
Fusion womöglich schon in seiner Sitzung am 28. Februar begraben. sal

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: