Dresdner Morgenpost, 29.02.2008
Sachsen LB fast pleite - doch: Ex-Chef krallt sich "Erfolgsprämie"
LEIPZIG - Das ist dreist: Obwohl die Landesbank Sachsen unter seiner Mitwirkung fast in die Pleite steuerte, hat sich Ex-Vorstand Hans-Jürgen Klumpp gestern noch 55.000 Euro "Erfolgsprämie" gesichert. Vor dem Landgericht einigten sich der 2005 wegen geschäftsschädigenden Verhaltens gefeuerte Vize-Chef der Bank und die SLB auf einen dubiosen Vergleich.
Als Ex-Bänker Klumpp im Gericht Journalisten entdeckte, wurde sein Kopf feuerrot. Damit hatte er nicht gerechnet. Denn der brisante Zivilprozess gegen seinen alten Arbeitgeber wurde zuvor weder publik gemacht, noch waren Medienvertreter erwünscht. In aller Stille wollte der Ex-Vorstand der SLB für das Jahr 2005 insgesamt 70.000 Euro „erfolgsabhängige Vergütung" einklagen.
Als Journalisten im Gerichtssaal Platz nahmen, endete die Verhandlung dann
auch abrupt, laut Protokoll ohne Vergleich.
Doch nur 40 Minuten später musste ein Gerichtssprecher auf Anfrage einräumen, dass das Verfahren doch noch ein Ende fand - heimlich, ohne Journalisten. Demnach verpflichtete sich die Sachsen LB in einem Vergleich, an Klumpp 55.000 Euro zu zahlen.
Eigentlich hatte die Bank ihrem Ex-Vorstand die Zahlung wegen Rufschädigung verweigert. Denn im Streit um die Bankentochter Mitteldeutsche Leasing AG hatte Klumpp die Gegenseite heimlich aufgefordert, Interna zu Lasten seiner Vorstandskollegen an die Öffentlichkeit zu lancieren. Als der SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle im November 2005 einen Mitschnitt dieses Telefonats im SLB-Untersuchungsausschuss präsentierte, musste Klumpp die Bank sofort verlassen.
Dass Klumpp von der schrottreif gewirtschafteten Bank jetzt noch eine „Erfolgsprämie" nachgeworfen wird, bringt
Karl Nolle auf die Palme: „Während der Steuerzahler das Milliarden-Desaster um die Landesbank ausbaden muss, streiten die raffgierigen Ex-Vorstände um ihre Tantiemen - das ist ein Skandal!" -bi.-