Tagesspiegel, 12.03.2008
Vorwürfe gegen Ex-Chefs der SachsenLB
Vorstand soll Aufseher nicht informiert haben
FRANKFURT AM MAIN - Im Skandal um die angeschlagene Landesbank SachsenLB erheben Wirtschaftsprüfer schwere Vorwürfe gegen die frühere Führung der Bank. ln einem Gutachten habe das Unternehmen Ernst & Young festgestellt, dass den Kontrollgremien entscheidende Informationen über die Risikogeschäfte der Banktochter SachsenLB Europe in Dublin vorenthalten worden seien, berichtet die „Leipziger Volkszeitung". Hinweise auf Fehlleistungen von Politikern, die im Aufsichtsrat sitzen, gebe das Gutachten dagegen nicht.
Die SachsenLB war im vergangenen Sommer in Schieflage geraten, weil sie sich in großem Stil in den USA mit Ramschhypotheken verspekuliert hatte. Die Geschäfte waren dabei zum Großteil über die irische Tochterfirma SachsenLB Europe gelaufen. In dem Gutachten soll es nun Indizien geben, wonach die irische Tochter die Bankspitze nicht immer richtig informiert habe, heißt es in dem Bericht.
Der Vorstand der SachsenLB um Ex-Chef Herbert Süß war bereits im August 2007 komplett ausgetauscht worden. Die Bank wurde daraufhin von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen. Der Freistaat Sachsen, die LBBW und andere Landesbanken mussten die kleinste der deutschen Landesbanken mit milliardenschweren Garantien stützen.
Nach am Montag vorgelegten neuesten Zahlen kostete das Engagement in den USA die SachsenLB im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro und führte zu einem operativen Verlust von 642 Millionen Euro, den die neue Muttergesellschaft LBBW jedoch ausgeglichen hat.