Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 15.04.2008

Hart, aber herzlich

Stanislaw Tillich ist vielen Sachsen noch unbekannt – in der Partei ist der smarte Sorbe beliebt
 
Dresden. Wer Stanislaw Tillich in den letzten Jahren begegnet ist, bekam es stets mit einem charmanten Mann zu tun, der sein Gegenüber nicht abblitzen lässt. Doch wer Tillich seit September als Finanzminister erlebt hat, merkte auch, dass sich das langgediente Regierungsmitglied in Geld-Sachen nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. „Kraftvoll und erfahren“ sei er, sagt Georg Milbradt. „In der Art verbindlich, aber in der Sache hart“, meint CDU-Grande Heinz Eggert: „Ich kenne keine politischen Feinde von ihm.“

Nicht umsonst wird Tillich häufig der Beiname „der smarte Sorbe“ angehängt. Allerdings kennen viele Sachsen den neuen Regierungschef und künftigen CDU-Vorsitzenden noch gar nicht: In einer der letzten Umfragen der Staatskanzlei gaben nur 46 Prozent an, Tillich zu kennen. Das dürfte sich bald ändern.

Für die CDU bringt der 49-Jährige auf jeden Fall große Pluspunkte mit: Der katholische Sorbe aus der Lausitz wird der erste Sachse im Amt des Ministerpräsidenten seit 1990. Schließlich hatten vor ihm mit Kurt Biedenkopf und Georg Milbradt zwei Westdeutsche die Regierungsgeschäfte geführt. Außerdem steht Tillich nicht im Ruf, Milbradt in den Rücken gefallen zu sein und heftig an den Türen der Staatskanzlei gerüttelt zu haben. Im Gegenteil. Lange Zeit waren Kultusminister Steffen Flath und Kanzleramtschef Thomas de Maizière als Favoriten gesetzt, Tillich wurde erst in letzter Zeit immer häufiger genannt.

Es ist dabei nicht untypisch für das finanzpolitische Vorzeigeland, dass Sachsen wieder einen Finanzminister als Landesvater bekommt. Er hatte die Amtsgeschäfte von Horst Metz (CDU) übernommen, der im August 2007 wegen der Krise der Landesbank zurücktrat. Der Notverkauf der SachsenLB an die Landesbank Baden-Württemberg gehörte damals zu Tillichs ersten Aufgaben – doch die drohenden Ausfälle der Landesbürgschaft kleben nun zugleich an ihm wie schwere Hypothek.

Ein Bruch in der bisherigen Regierungspolitik ist mit Tillich aber nicht zu erwarten: Wie seine Vorgänger steht er für einen strikten Sparkurs und die konsequente Förderung von Leuchttürmen als Wachstumsmotor. Allerdings betonte Tillich gestern auch eine soziale Komponente: „Wirtschaftlicher Aufschwung und soziale Gerechtigkeit sind für mich zwei Seiten einer Medaille.“

Mit eigenen politischen Duftmarken ist der Diplomingenieur für Konstruktion und Getriebetechnik bisher allerdings kaum in Erscheinung getreten, obwohl er seit neun Jahren den wechselnden Landesregierungen in Dresden angehört.
Im Oktober 1999 hatte ihn Biedenkopf zum Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten ernannt. Im April 2002 machte ihn Milbradt zum Chef der Staatskanzlei, im November 2004 zum Umwelt- und Agrarminister. Ab März 1989 war der Vater von zwei Kindern, der am 10. April 1959 in Neudörfel im Landkreis Kamenz geboren wurde, bereits Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer und ab 1994 Europa-Parlamentarier.

Dank seiner unaufgeregten Art genießt Tillich großen Rückhalt in der CDU. Aus der Fraktion wird schon versichert, er könne auf eine hundertprozentige Rückendeckung bauen. Und vom Koalitionspartner SPD heißt es immerhin, man habe gut mit ihm zusammengearbeitet. Bisher.
Von SVEN HEITKAMP

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