Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 15.04.2008

Georg Milbradt geht, Fritz Hähle geht gleich mit

Götterdämmerung in der Staatskanzlei - Geheimtreffen läutete das Ende ein
 
DRESDEN - Punkt 12 Uhr mittags verkündete Georg Milbradt in der Staatskanzlei seinen Rücktritt! Entnervt warf er als Ministerpräsident und CDU-Partei-chef hin. Die Skandale der letzten Wochen machten diesen Schritt für ihn unumgänglich. Nachfolger und neuer starker Mann ist (Noch-)Finanzminister Stanislaw Tillich (49).

„Ich habe mich entschlossen, 16 Monate vor der nächsten Landtagswahl in Sachsen die Amtsgeschäfte als Ministerpräsident und Vorsitzender der CDU an einen Nachfolger zu übergeben. Ich schlage dafür Stanislaw Tillich vor.“ Angespannt, mit zitternden Händen, las Georg Milbradt in der Englischen Bibliothek der Staatskanzlei seine Rücktrittserklärung vom Blatt ab.

Milbradt wünscht sich einen geordneten und harmonischen Übergang, „um Verletzungen zu vermeiden - bei mir und bei anderen“. Am 28. Mai soll der Landtag Tillich zu seinem Nachfolger wählen. Wie zum Hohn lächelte Alt-Landesvater Kurt Biedenkopf von seinem Porträt in der „Ahnengalerie“ auf den direkt davor stehenden Milbradt herunter.

Keine Entschuldigung zum Crash der SLB

Milbradts Rede enthielt keine Entschuldigung zum Crash der SLB. Kein Wort zur politischen Verantwortung. Zur persönlichen erst recht nicht. Im Gegenteil: Laut Rede war er Retter der SLB in größter Not: „Schon heute wäre es nicht mehr möglich, die Arbeitsplätze in Leipzig zu retten und die Bank mit der LBBW zu verschmelzen.“ Der Anfang vom endgültigen Ende Milbradts begann am Sonntag: Nach all den politischen und privaten Negativschlagzeilen wegen der gecrashten SLB lud er um 19 Uhr zur Geheim-Beratung in sein Haus in Pappritz (Dresden): CDU-Fraktions-Chef Fritz Hähle, Landesvize Steffen Flath, Kanzleramts-Chef Thomas de Maizière, Generalsekretär Michael Kretschmer und Finanzminister Stanislaw Tillich kamen.

Schnell war klar, dass ein Befreiungsschlag nur eins bedeuten kann: Milbradts Rücktritt von allen Ämtern! Thomas de Maizière hatte zuvor bereits klargemacht, dass er eine Rückkehr nach Dresden ausschließt. Einzig möglicher Kandidat daher: Stanislaw Tillich.

Fraktions-Chef Fritz Hähle stellte noch in Pappritz seinen Stuhl zur Verfügung. Sein Wunschnachfolger: Kultusminister Steffen Flath. Hähle gestern gefasst: „Der Generationswechsel ist gut für die CDU.“ Wenn Stanislaw Tillich am 28. Mai vom Landtag in das Amt des Ministerpräsidenten gewählt wurde, will Hähle sich - nach 14 Jahren - als Fraktions-Chef zurückziehen.

Auch CDU-General Michael Kretschmer stellte am Abend sein Amt zur Verfügung.
Von Juliane Morgenroth und Jens Jungmann

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