DNN/LVZ, 21.05.2008
Ministerpräsident - Gute Noten für Milbradt
Der Name des scheidenden sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) wird keineswegs nur mit dem Debakel der Landesbank, dem anstößigen Privatkredit von selbiger und der Aktenaffäre beim Verfassungsschutz verbunden. Eine deutliche Mehrheit der Sachsen findet, dass Milbradt, der ab 1990 das Finanzministerium in Dresden führte und 2002 Regierungschef wurde, viel für das Bundesland geleistet hat.
Milbradt, der am 14. April seinen Rückzug ankündigte, wird von etwa zwei Drittel der Wähler der CDU (68 Prozent) und der SPD (63 Prozent) sowie von der großen Mehrheit der FDP-Anhänger (56 Prozent) bescheinigt, Sachsen mit seiner Politik vorangebracht zu haben. Beachtenswert ist hier die große Übereinstimmung im Meinungsbild der Anhänger beider Parteien, die sich im Herbst 2004 notgedrungen zur schwarz-roten Koalition zusammenschlossen.
Von den Wählern der Grünen und der Linken würdigen jeweils etwa vier von zehn Befragten, dass der Freistaat auch mit Hilfe der konsequenten Finanz- und Infrastrukturpolitik Milbradts zum Klassenprimus im Osten wurde. Am kritischsten wird der 63-jährige Noch-Regierungschef von den NPD-Wählern beurteilt, die ihm zu drei Viertel eher schlechte Arbeit für Sachsen zuschreiben.
Insgesamt sagt mehr als jeder Dritte, Milbradt habe zu wenig für den Freistaat getan. Darunter sind mehr Ältere als Jüngere, mehr Männer als Frauen und neben dem Gros der Wähler der Rechtsradikalen (73 Prozent) auch überdurchschnittlich viele Anhänger der Linken (56 Prozent) und der Grünen (46 Prozent).
Von den Sachsen, die noch nicht wissen, wem sie künftig ihre Stimme geben (insgesamt 18 Prozent), bekommt Milbradt überwiegend gute Noten; von denen, die gar nicht wählen gehen wollen (insgesamt sechs Prozent), allerdings schlechte.
Differenziert nach sozialen Gruppen würdigen Angestellte, Beamte und Rentner mehrheitlich die Leistungen des gebürtigen Sauerländers und anerkannten Wirtschaftsprofessors. Die Arbeiter sehen ihn mehrheitlich kritisch, und bei den Arbeitslosen halten sich Pro und Contra genau die Waage. A. K.