Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.06.2008

„Wer ist eigentlich Klaus?“

Der Linke Klaus Sühl will in Dresden Rathauschef werden und hofft auf ein Anti-CDU-Bündnis.
 
Wenn Klaus Sühl über Sozialpolitik spricht, gerät er schnell in Rage: „Es ist besonders skandalös, dass immer mehr Kinder und Jugendliche auch in unserer Stadt in Armut leben müssen und damit vom ersten Tag ihres Lebens an benachteiligt sind“, sagt der Dresdner OB-Kandidat der Linken. Seine Forderung: Ein Gratis-Schulmittagessen für Kinder aus einkommensschwachen Familien.

Der frühere Staatssekretär im PDS-geführten Schweriner Arbeitsministerium hat soziale Themen ins Zentrum seines Wahlkampfes gerückt. Mit eher geringem Erfolg. Beim ersten Durchgang der Dresdner Oberbürgermeisterwahl konnte der 56-jährige Niedersachse nur rund 14,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Dass Sühl hinter der haushoch führenden CDU-Sozialministerin Helma Orosz Zweitplatzierter ist, liegt vor allem am noch schlechteren Abschneiden der Kandidaten von SPD und Grünen. Eigentlich wäre angesichts der konservativen Übermacht Katzenjammer im Lager der Genossen angesagt. Doch der promovierte Politologe Sühl steht zu einer internen Absprache: Weil Orosz die für einen Wahlsieg erforderliche absolute Mehrheit am Sonntag knapp verfehlte, kommt es zu einem zweiten Durchgang am 22. Juni. Und für die tritt nur der stärkste der drei linken Bewerber an.

Nun will der eloquente Sühl ein breites Bündnis schmieden, um die Chance auf den Wahlsieg zu wahren. Auf gerade mal 37 Prozent der Stimmen kommen die Politiker aus dem linken Spektrum. Orosz liegt mit knapp 48 Prozent fast uneinholbar vorn. Die Kandidaten von SPD und Grünen, Peter Lames und Eva Jähnigen, haben zwar erwartungsgemäß ihren Verzicht auf den zweiten Durchgang erklärt. Doch per Wahlempfehlung unterstützen wollen sie Sühl nicht. „Keiner Partei und keinem Kandidaten ist es gelungen, das Potenzial jenseits der CDU zu bündeln“, stellt die SPD resigniert in einer Erklärung fest. Der Name Sühl taucht darin nicht auf. Und auch die Grünen rufen lediglich dazu auf, „ein Zeichen gegen die Dominanz der CDU“ zu setzen. Beide Parteien sehen erhebliche Probleme darin, ihren Anhängern einen Kandidaten der Ex-PDS zu empfehlen – auch wenn Sühl erst seit 2007 Parteimitglied ist.

Der Pragmatiker wird also Mühe haben, das Bündnis zu schmieden. Auf die Frage, was ihm Kraft gebe, antwortet er: „Die Herausforderung, zu verhindern, dass Dresden eine CDU-Oberbürgermeisterin bekommt.“ Als Erfolg kann Sühl verbuchen, dass er die schlechten Umfragewerte mit seinem Ergebnis übertroffen hat. Zudem ist es ihm gelungen, eine durch einen erbitterten Richtungsstreit um den Verkauf kommunaler Wohnungen verunsicherte Parteibasis hinter sich zu bekommen. Seit acht Monaten lebt Sühl mit seiner Frau, der früheren Fernsehmoderatorin Bärbel Romanowski, in Dresden. Er will bleiben, sagt er, auch im Fall einer Niederlage. Die Partei bewirbt ihn mit mehreren Slogans. Einer formuliert eine einprägsame Frage. „Wer ist eigentlich Klaus?“
Von Thilo Alexe

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