Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 21.06.2008

Kampf um OB-Stuhl mündet in Duell

Über 420 000 Dresdner sind am Sonntag zur OB-Neuwahl aufgerufen - Fünf Kandidaten treten an
 
Morgen zählt es. Über 420 000 Bürger sind am Sonntag aufgerufen, nach sieben Jahren der Ära Ingolf Roßberg (FDP) endgültig ein neues Stadtoberhaupt zu bestimmen. Weil bei der Wahl am 8. Juni keiner der damals acht Bewerber um den Posten des Dresdner Oberbürgermeisters die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen konnte, gibt es nun gemäß Kommunalwahlgesetz eine Neuwahl. Diesmal sind es noch fünf Kandidaten, es gilt die einfache Mehrheit. Alles läuft auf ein Duell hinaus.

Allerdings gibt es ein ziemlich ungleiches Duell. Als Favoritin geht die bisherige sächsische Sozialministerin und CDU-Bewerberin Helma Orosz in die Wahl. Orosz hatte beim ersten Wahlgang am 8. Juni mit 47,6 Prozent nur knapp die erforderliche absolute Mehrheit verfehlt, aber einen komfortablen Vorsprung von 33 Prozent erzielt. Als schärfster Verfolger kam – zur Überraschung vieler – Klaus Sühl (Linke) mit 14,5 Prozent auf Rang zwei. Absprachegemäß traten die bitter enttäuschten Kandidaten Peter Lames (SPD) und Eva Jähnigen (Grüne) zugunsten von Sühl zurück.

Doch weder Lames noch Jähnigen sprachen sich öffentlich für Sühl aus, zu sehr waren beiden Parteien in der Frage, Sühl und die Linke zu unterstützen, uneins. Ex-Ortsamt-Altstadt-Chef Dietrich Ewers (SPD) machte aus seinem Unwohlsein gegenüber der SED-Vergangenheit der Linken keinen Hehl. Der Stadtchef der Grünen in Dresden, Achim Wesjohann, trat sogar von seinem Amt zurück. „Es geht um meine persönliche Glaubwürdigkeit.“ Wesjohann unterstützt Sühl, die Grüne-Partei nicht. Wie wohl auch in der SPD gebe es grundsätzlich Bauchschmerzen, die Linke zu fördern, so Wesjohann.

Unverdrossen glaubt die Linke weiter an einen Sieg, steckte noch einmal 25 000 Euro in den Wahlkampf, insgesamt 125 00 Euro, versammelte einige versprengte Mitglieder der SPD und der Grünen hinter sich. CDU-Kreischef Lars Rohwer gab zu, dass die Union rund 150 000 Euro für beide Wahlgänge ausgebe – einzelne Unterstützermaßnahmen von Wirtschaftsunternehmen nicht mitgerechnet. Die FDP machte von sich aus für die CDU auch im zweiten Wahlgang Wahlkampf. Der überraschende starke OB-Kandidat Dirk Hilbert (über 12 Prozent) trat zugunsten von Orosz zurück.

Alle hoffen auf eine hohe Wahlbeteiligung, der vielleicht lachende Dritte, Friedrich Boltz (unabhängig; knapp 2,5 Prozent), auf viele Stimmen aus den Reihen von SPD und Grüne. Abgeschlagen unter ferner liefen treten außerdem der Stahlbetonbauer Marcus Kührt (BüSo) sowie der Betriebsleiter Dirk Hacaj (Sächsische Volkspartei) an.
von Ralf Redemund

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