Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 23.06.2008

Orosz als erste Frau Dresdner Stadtoberhaupt

 
Dresden bekommt erstmals eine Frau als Stadtoberhaupt. Scheiterte Sie noch am 8. Juni an der fehlenden absoluten Mehrheit, ließ die CDU-Kandidatin Helma Orosz (55) im zweiten Anlauf nichts anbrennen. Im Gegenteil: Mit überragenden zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen eroberte die CDU dank der Noch-Sozialministerin endgültig das Dresdner Rathaus zurück. Dresden ist damit die einzige Großstadt in Sachsen in CDU-Hand.

Doch die OB-Neuwahl war von einer erneut grandios miesen Wahlbeteiligung geprägt. Nur 33,94 Prozent der 421 229 Wahlberechtigten gingen an die Urnen – neuer Negativrekord seit der Wende. Dabei konnte Orosz den Vorsprung vor Klaus Sühl (Die Linke) mit 33 Prozentpunkten aus dem ersten Wahlgang halten. Sühl errang aber immerhin 31,12 Prozent. Somit konnten beide Kandidaten jeweils rund 16 Prozent zulegen, erhielten jeweils aus allen politischen Lagern Zuwächse. Einen Achtungserfolg erzielte der freie Kandidat Friedrich Boltz mit 3,92 Prozent, der ohne Unterstützung eines Parteiapparates an den Start gegangen war.

Wie vor zwei Wochen versammelten sich wieder viele Stadträte und Parteianhänger im Plenarsaal des Rathauses, aber kaum Bürger. Erstmals kam Stimmung auf, als Wahlleiter Detlef Sittel um 18.25 Uhr die Ergebnisse der ersten 44 von insgesamt 389 Wahlbezirke verkündete – noch schneller als vor zwei Wochen, weil sich noch weniger Dresdner an der Wahl beteiligt hatten. Orosz blieb sofort über der 50-Prozent-Hürde, errang schließlich mit 64 Prozent die absolute Mehrheit, obgleich die relative diesmal gereicht hätte.

Mit viel Einsatz und Appellen („Ich glaube, dass ich gewinnen kann“, „Ich bin nicht mehr ausschließlich der Kandidat für die Linke“, „Jetzt geht es darum, die Kräfte zu bündeln“) hatte der Zweitplatzierte Sühl das Unmögliche versucht, um letztlich doch „nur“ ein Drittel der Stimmen zu erringen. Einige Beobachter kommentierten das als „Abstrafung“, andere als unverhofften Erfolg. Sühl selbst will in Dresden bleiben. Sagte aber nicht in welcher Funktion, ob er 2008 für den Stadtvorstand oder 2009 als Stadtrat oder als Landtagsabgeordneter kandidieren werde.

Erneut und erwartungsgemäß spielten die Kandidaten der SVP (Dirk Hacaj) und von BüSo (Marcus Kührt) keine Rolle. Sie erreichten zusammen nicht einmal ein Prozent.

CDU-Stadtrat Helfried Reuther freute sich über die große bürgerliche Mehrheit. Bürgerlichkeit ende nicht bei CDU und FDP, widersprach Eva Jähnigen (Grüne). Erst 2009 werde sich entscheiden, ob es noch eine linke strukturelle Mehrheit gebe, so André Schollbach (Die Linke).
Von RALF REDEMUND

Karl Nolle im Webseitentest
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