Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 27.06.2008

Wegen Dumping-Löhnen: IHK kündigt 43 Lehrstellen

Von Juliane Morgenroth
 
DRESDEN/RADEBEUL - Bittere Pille für 43 Auszubildende der Dresdner Druckerei Saxoprint: Kurz vor Start der Ausbildung wurden ihre Verträge gekündigt! Grund: Wegen sittenwidrig niedriger Bezahlung verweigert die Industrie-und Handelskammer (1HK) die zwingend notwendige Anerkennung der Verträge.

Schriftlich wurde den 43 künftigen Druckern, Mediengestaltern und Lagerlogistikern nun mitgeteilt, dass die bereits geschlossenen Ausbildungsverhältnissegekündigt werden. Stein des Anstoßes: Die Bezahlung! Der Tarif vertrag sieht für Drucker-Azubi, im ersten Lehrjahr 816 Euro vor Doch Saxoprint will nur 400 Eurc zahlen-weniger als die Hälfte. Wegen Lehrstellenmangels hatten die IHKs bislang ein Auge zugedrückt. „Eine solche Absenkung nehmen wir nicht mehr hin. Firmen dürfen nur maximal 20 Pro- zent weniger als Tarif bezahlen Das ist nicht verhandelbar", sc Werner Mankel, Geschäftsführer Bildung bei der IHK. Monatelang Gespräche mit Saxoprint hätten aber nichts genutzt.

Saxoprint (knapp 300 Mitarbeiter) sieht das anders, betont den Einsatz für Ausbildung. "2007 hatten wir die gleichen Bedingungen, keine Beanstandung. Unsere Bezahlung ist angemessen. Der Tarif geht an der Realität des Mittelstands vorbei", so Frank Schenk, Leiter Controlling. Die Druckerei wird nun voraussichtlich nicht mehr ausbilden. Ärgerlich für die Jugendlichen: „Jetzt müssen wir bei der Suche wieder von vorne anfangen", so der Vater eines gefeuerten Azubis (16).

Auch der Arbeitgeberverband „Druck und Medien" erhebt schwere Vorwürfe, verweist auf die höchstrichterliche Rechtssprechung: „Leider gibt es in jeder Branche schwarze Schafe, manchmal auch mehrere. Sittenwidrige Ausbildungsvergütungen, die bei manchen Unternehmen zum Geschäftsprinzip gehören, lehnen wir ab", so ein Sprecher. Es sei unverantwortlich, Heerscharen von Azubis als billige Arbeitsbienen zu missbrauchen.

Auch „UnitedPrint" in Radebeul (70 Lehrlinge) ist betroffen. „Wir liegen jetzt noch ein stückweit vom Zulässigen entfernt. Wir heben die Azubi-Löhne staffelweise an. Ab 1. September haben wir keine sittenwidrigen Löhne mehr", teilt die Firma mit. Heißt: Ein Azubi im ersten Lehrjahr müsste dann mindestens 650 Euro verdienen. Momentan bekommen Azubis nur 350 Euro.

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