Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 16:00 Uhr, 04.07.2008

Aufschub für UNESCO-Welterbe Dresden - Elbtal bleibt auf Roter Liste gefährdeter Denkmäler

Ultimatum sieht Brücken-Rückbau vor
 
Dresden/Quebec (ddp-lsc). Das Dresdner Elbtal bleibt für ein weiteres Jahr auf der Roten Liste gefährdeter Welterbestätten. Das entschied das Welterbekomitee der UNESCO auf seiner 32. Sitzung im kanadischen Quebec in der Nacht zu Freitag (MESZ). Allerdings behält sich das Gremium vor, das geschützte Gebiet auf seiner nächsten Sitzung 2009 zu streichen, falls die Arbeiten an der Waldschlößchenbrücke fortgesetzt werden.

Während die Bundesregierung das Votum begrüßte und eine Beteiligung bei der aus ihrer Sicht erforderlichen Kompromisssuche in Aussicht stellte, sehen Sachsens Staatsregierung und die Stadt Dresden keine realistischen Chancen auf die Beibehaltung des Welterbetitels.

Als Bedingung für den Erhalt des Welterbetitels fordert das Welterbekomitee den Rückbau der seit November 2007 errichteten Brückenteile. Das Gremium hoffe, dass alles unternommen werde, um die Beschädigung der Landschaft wieder rückgängig zu machen. Man bedaure zugleich, dass der Brückenbau fortgesetzt worden sei, hieß es. Zugleich drängt das Komitee die Behörden, nun auch einen alternativen Tunnel in Betracht zu ziehen. Mit Blick auf laufende Verfahren sei entschieden worden, Dresden mehr Zeit zu geben, teilte die UNESCO weiter mit. Auch den Gegnern des Brückenbaus müsse noch eine Erfolgschance gegeben werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte die Entscheidung. «Damit ist Zeit gewonnen», sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. Falls gewünscht, werde sich die Bundesregierung einer Lösung bei der Konsenssuche nicht verweigern.

Die Präsidentin des Nationalkomitees für Denkmalschutz, Eva-Maria Stange (SPD), nannte die Entscheidung eine «letzte Chance für das Dresdner Lehrstück politischer Kompromisslosigkeit». Sie sagte, Dresden sollte jetzt sofort den Brückenbau stoppen und eine Expertenkommission damit beauftragen, einen Tunnel zu prüfen.

Sachsens Regierungssprecher Peter Zimmermann hält es indes für unwahrscheinlich, dass die Dresdner die Brücke zurückbauten. Die Verschiebung der Frist um ein Jahr helfe der Stadt nicht. «Erst wenn die Brücke fertig ist, wird für jedermann sichtbar sein, dass sie eine Bereicherung für Dresden ist,» sagte Zimmermann.

Dresdens künftige Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sagte, faktisch sei der Beschluss bereits eine Aberkennung. Sie bedaure die Entscheidung der UNESCO, die sie für «ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar» halte. Eine freiwillige Rückgabe des Welterbetitels, wie sie vom ADAC Sachsen angeregt wurde, schloss die bisherige Sozialministerin Sachsens nicht aus.

Dresdens amtierender Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) fügte hinzu, die UNESCO müsse sich «auch die Frage gefallen lassen, warum sie keinen realistischen Weg für Dresden aufgezeigt hat.» Was bleibe, sei eine «weitere Hängepartie für ein Jahr».

Der Dresdner Stadtrat wird sich bereits auf seiner nächsten Sitzung am 7. August erneut mit dem Welterbe befassen. Dresdner Initiativen gegen die Brücke kündigten bereits für kommenden Montag die Fortsetzung ihrer Protestaktionen an. Sie streben einen Bürgerentscheid für einen Elbtunnel an.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, dass das Elbtal überhaupt auf dieser Roten Liste sei, sei «peinlich genug und zeugt von schweren Versäumnissen der sächsischen Landesregierung». Potsdam und Köln hätten gezeigt, dass im konstruktiven Dialog mit der UNESCO Lösungen möglich seien. Dresden stehe jetzt vor einem Scherbenhaufen, der sehr schwer zu kitten sein werde und besonders intensive Anstrengungen erfordere.

Nach jahrelangem Rechtsstreit war im November 2007 mit dem Bau der Elbquerung begonnen worden. Das Elbtal steht seit Juli 2006 auf der Roten Liste der UNESCO.
Von Romy Richter

(Quellen: Orosz zu ddp, alle anderen in Mitteilungen)
ddp/ror/ple
041600 Jul 08

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