boerse-online.de,, 04.08.2008
Finanz-Spam: Der Sündenfall der Tochterbank der BayernLB
Von Markus Hinterberger
Eine liechtensteinische Tochterbank der BayernLB soll Internetnutzer via Emails in betrügerische Geschäfte mit wertlosen Aktien gelockt haben. Kanadische Finanzaufsichtsbehörden haben der Bank den Wertpapierhandel für immer verboten.
Was früher Werbepost genannt wurde und Papiercontainer füllte, heißt heute kurz „Spam“ und verstopft virtuelle Postfächer des Internets. Mailprogramme suchen wahllos nach Emailadressen und versenden nicht minder wahllos Nachrichten oder Angebote. Diese Beliebigkeit wurde der Hypo Alpe Adria Privatbank aus Liechtenstein zum Verhängnis.
Ein Angebot für angeblich hochrentable Aktien aus dem wenig regulierten Freihandel, so genannte Penny Stocks, landete im Email-Postfach eines Mitarbeiters der Finanzaufsicht des kanandischen Bundesstaats British Columbia. Der Angeschriebene wurde neugierig und untersuchte die Mail genauer. Der Weg führte ins liechtensteinische Schaan, wo die Konten der Aktien mit der vermeintlichen Traumrendite geführt wurden. Weitere Nachforschungen der Finanzaufsicht ergaben, dass zwischen November 2006 und August 2007 über die Bank rund 463 Millionen Anteile im Wert von umgerechnet etwas über 100 Millionen Euro gehandelt wurden. Als die Aufseher die wirtschaftlich Begünstigten dieser Deals herausfinden wollten, blockte das liechtensteinische Institut ab und berief sich auf sein Bankgeheimnis. Verhandlungen zwischen den Parteien führten zu keinem Ergebnis.
Ende Mai wurde es den Kanadiern zu bunt und sie untersagten der Hypo Alpe Adria Privatbank den Wertpapierhandel im Bundesstaat British Columbia endgültig. Die Sicherheit des Finanzplatz British Columbia und der Schutz der Anleger stünden über dem Bankgeheimnis eines fremden Staats, erklärte das für das Verbot zuständige Gremium.
Die BayernLB will ihre Tochter schon lange loswerden
Für den Finanzplatz München ist dieses an sich nicht besonders weit reichende Verbot pikant. Denn die Hypo Alpe Adria Privatbank ist mittelbar eine Tochter der BayernLB, an der wiederum neben den bayerischen Sparkassen auch der Freistaat beteiligt ist. Vergangenen Oktober haben die Münchner die Hypo Alpe Adria Bank (HAAB) gekauft. Das österreichische Institut sollte der BayernLB das Tor zu den Wachstumsmärkten in Südosteuropa aufstoßen. Mit im Portfolio der HAAB befand sich auch die Hypo Alpe Adria Privatbank.
Aus der Zentrale der BayernLB heißt es, man habe von den Vorgängen bei der liechtensteinischen Tochter nichts gewusst. „Da die Tochtergesellschaft Hypo Alpe Adria Bank in Liechtenstein von Anfang an nicht zum strategischen Ansatz der BayernLB passte, wurde in einem ersten Schritt die Mehrheit an der Gesellschaft in Liechtenstein zum Jahresende 2007 veräußert“, erklärte ein Sprecher der Landesbank. Für die verbliebenen 49 Prozent der Anteile hat die HAAB den Auftrag sie baldmöglichst mit Gewinn zu verkaufen. Mehrheitseigner an der Hypo Alpe Adria Privatbank ist bereits Michael von und zu Liechtenstein, ein Verwandter von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, der bei der Verteidigung des Bankgeheimnis gegenüber dem Ausland auch nicht gerade zimperlich vorgeht.