Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 13.08.2008

Razzia bei Ex-Managern der Sachsen LB

Staatsanwaltschaft durchsucht 28 Büros und Wohnungen / Vorwurf der Untreue
 
Leipzig. Im Zuge der Ermittlungen zum Sachsen-LB-Desaster haben Polizei und Staatsanwaltschaft gestern Büros und Wohnungen von fünf ehemaligen Landesbank-Vorständen durchsucht. Ihnen wird Untreue und eine falsche Darstellung von Jahresabschlüssen vorgeworfen.

Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig und das Bundeskriminalamt gestern mitteilten, seien insgesamt 28 Objekte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Berlin und im irischen Dublin durchsucht worden. Darunter waren auch Geschäftsräume der heutigen Sachsen-Bank in Leipzig, wie ein Sprecher der Bank bestätigte. Neben zahlreichen Polizeikräften waren zehn Leipziger Staatsanwälte im Einsatz. Beschlagnahmt wurden unter anderem Geschäftsunterlagen, Briefwechsel, Computer und elektronische Datenträger. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte Ricardo Schulz, Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft.

Die Behörde ermittelt seit Oktober vorigen Jahres gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Sachsen LB. Hintergrund sind die waghalsigen Kapitalmarktgeschäfte der irischen Landesbank-Tochter. Es bestehe der Verdacht, dass die ehemaligen Vorstände die Existenz der Bank aufs Spiel gesetzt hätten, teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit. Das von den Managern eingesetzte fremde Vermögen habe in keinem Verhältnis zum eingegangenen Risiko und zum erstrebten Gewinn gestanden. Da sie zudem die Risiken und die in diesem Zusammenhang übernommene Haftung nicht offen in den Jahresabschlüssen der Bank dargelegt hätten, „verhinderten sie ein rechtzeitiges Eingreifen des Verwaltungsrates“. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Finanzgeschäfte über die in Irland ansässigen Zweckgesellschaften Ormond Quay und Georges Quay im zweiten Halbjahr 2007 ein Volumen von über 23 Milliarden Euro aufgewiesen. Der Zusammenbruch des US-Hypothekenmarkts hatte im vergangenen Jahr die Sachsen LB schließlich an den Rand des Ruins gebracht. Sie konnte nur durch einen eiligen Verkauf an die Landesbank Baden-Württemberg gerettet werden und firmiert nun unter deren Dach als Sachsen-Bank. Der Freistaat Sachsen bürgt weiterhin mit 2,75 Milliarden Euro für etwaige Ausfälle.

Da sich die Staatsanwaltschaft in ihren Untersuchungen nur auf die Jahre 2006 und 2007 bezieht, wird gegen den langjährigen Vorstandschef Michael Weiss, der im Februar 2005 gehen musste, nicht ermittelt. In den vergangenen zwei Jahren gehörten zum Vorstand der Landesbank unter anderem Herbert Süß (Vorsitzender) und Stefan Leusder (zuständig für das Kapitalmarktgeschäft). Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben zu Personen. Zudem teilte Sprecher Schulz mit, dass es derzeit keine Ermittlungsverfahren gegen Mitglieder des Verwaltungsrates gebe. Sabine Schanzmann-Wey

Karl Nolle im Webseitentest
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