Karl Nolle, MdL

DNN Dresdner Neuste Nachrichten, Seite 18, 16.08.2008

Irgendwie muss Herbert Süß, als er noch Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dresden war, geahnt haben ...

Von Woche zu Woche - Kommentar von Bernd Hempelmann
 
Irgendwie muss Herbert Süß, als er noch Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Dresden war, geahnt haben, dass ihm eine zu enge Zusammenarbeit mit der Landesbank Sachsen kein Glück bringen würde. Er war nämlich Ende der 90er Jahre strikt dagegen, mit der Sparkasse dem Finanzverband beizutreten, den die Landesregierung unter anderem aus Kassen und Landesbank schmieden wollte.

Er sehe „aus betriebswirtschaftlicher Sicht für uns keine Notwendigkeit für einen solchen Zusammenschluss", gab Süß damals zu Protokoll. Indes —die Politik sah das anders, und Süß bekam den Auftrag, die Teilnahme an dem Finanzverband einzuleiten, der dann als Sachsen-Finanzgruppe aus der Taufe gehoben wurde.

Dass Süß knapp ein Jahrzehnt später an der sächsischen Landesbank dramatisch scheitern sollte, war damals nicht zu ahnen. Aber wieder war es die Politik, die ihn zu einer Mission drängte, die er nicht unbedingt wollte und auf keinen Fall haben musste. Süß übernahm auf Wunsch der Landesregierung vor gut zwei Jahren die Führung der krisengeschüttelten und offenbar bereits angeschlagenen Landesbank — es brauchte dazu einen soliden Banker, einen durch und durch honorigen Mann. Im letzten Sommer brach die Bank dennoch zusammen, nur ein Notverkauf blieb übrig.

Diese Woche nun kam die Nachricht von einer Razzia bei fünf ehemaligen Vorständen der Landesbank — bemerkenswerterweise nicht bei denen, die vor 2007 die Kapitalmarktgeschäfte anschoben, die später zum Kollaps führten. Die Nachricht sorgte bei ehemaligen Kollegen des Sparkassenchefs in Dresden noch einmal für große Betroffenheit.

14 Jahre lang hatte Süß ab 1991 die Sparkasse geführt. Eine Erfolgsgeschichte — das Dresdner Institut wuchs und wurde zur größten Sparkasse im Osten, mit der letzten Fusion zur Ostsächsischen Sparkasse Dresden gehörte sie zu den zehn größten in Deutschland. Bei seinem Abschied gab es stehende Ovationen von 1400 Gästen. Süß sah vor sich eigentlich den wohl verdienten Ruhestand.

Dass er stattdessen dem Ruf der Landesregierung nach Leipzig folgte, um der Landesbank mit Sachkenntnis und Renommee wieder ein solides Fundament zu verschaffen, hielten schon damals viele für wagemutig. Süß glaubte, das Risiko zu kennen. Und sich auf die Unterstützung der Landesregierung verlassen zu können. Die ließ sich allerdings inzwischen bescheinigen, dass die Fehlentscheidungen nur in der Bank getroffen wurden. Versäumnisse der Politik – keine.

Herbert Süß ist derweil im Ruhestand. Er lebt sehr zurückgezogen. Das dürfte er sich noch vor zwei Jahren zu Recht ganz anders vorgestellt haben.

Ein schönes Wochenende
Ihr Bernd Hempelmann
b.hempelmann@dnn.de

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