Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 29.08.2008

Gysi geht mit SPD-Politiker auf Reisen

Rudolf Dreßler wird den Fraktionschef der Linken in den Nahen Osten begleiten.
 
Sprachlosigkeit löst kein Problem. Weder im Nahen Osten noch daheim. Das ist die Botschaft. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, und der Sozialdemokrat und frühere deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dreßler, starten an diesem Sonnabend eine gemeinsame Reise nach Israel, in die Palästinenser-Gebiete, nach Ägypten und Syrien. Sie wollen hören, welche Erwartungen die Länder an den Friedensprozess haben. Und sie wollen über ihre Parteien, SPD und Linke, sprechen.

Dreßler sagt, er könne sich schon an fünf Fingern abzählen, wie die Reaktionen in der SPD auf seine Reise mit Gysi aussehen werden. Sein Signal? „Miteinander reden“. Dass diese Zwei-Mann-Tour mit kleiner Delegation ein „Geschmäckle“ habe, liege nur an dem Konflikt in der SPD mit der Linken, sagt Dreßler, über dessen möglichen Übertritt zur Linken bereits mehrfach spekuliert wurde.

Noch in der Minderheit

Die Gewissheit, „Geschichte wiederholt sich nicht“, stimme nicht in Bezug auf die SPD, argwöhnt Dreßler. Die SPD mache genau die gleichen Fehler wie vor mehr als 20 Jahren mit den Grünen. Erst habe sie die Öko-Partei verschmäht, dann sei sie ihr „nachgelaufen“ und nun sei sie „beleidigt“, wenn die Grünen mit der CDU koalieren.

Noch sieht sich Dreßler mit seiner offenen Haltung zur Linken in der Minderheit der SPD. „Ich weiß aber, dass ich über kurz oder lang wieder in der Mehrheit sein werde.“ Für die SPD sei es kein Vergnügen, in Umfragen bei 20 Prozent der Wählerstimmen zu liegen. „Sollte sie das toll finden, ist ihr nicht zu helfen.“

Gysi sagt, in Berlin regierten SPD und Linke seit Jahren gemeinsam, und Deutschland sei nicht untergegangen. Miteinander reden, bedeute eben auch, dem anderen zuzuhören. „Nicht reden ist unpolitisch.“ Und damit ist Gysi bei Syrien. Einen nachhaltigen Friedensprozess könne es ohne Syrien nicht geben, mahnt er. Dreßler sagt aus Erfahrung: „Ohne die USA läuft gar nichts.“ Gysi hat noch eine andere Mission. Er will ein Zeichen setzen, dass seine eigene Partei ein „besseres Verhältnis“, ein „Solidaritätsverhältnis“ zu Israel einnehmen solle. Dennoch könne die Linke die Siedlungspolitik Israels weiter kritisieren und einen eigenen Staat für die Palästinenser einfordern. (dpa)
Von Kristina Dunz, Berlin

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