Karl Nolle, MdL

spiegel-online, Eilmeldung, 14.00 Uhr, 07.09.2008

BLITZBESUCH BEI SPD-KLAUSUR - Beck tritt als Parteichef zurück

 
Kurt Beck verzichtet nicht nur auf die Kanzlerkandidatur - er tritt auch als SPD-Chef zurück: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident wird das Amt des Vorsitzenden niederlegen. Einem Zeitungsbericht zufolge soll Franz Müntefering sein Nachfolger werden.

Berlin - Es ist ein kompletter Rückzug: Kurt Beck lässt Frank-Walter Steinmeier den Vortritt als Kanzlerkandidat - und tritt gleichzeitig als SPD-Chef zurück. Das berichtet der Südwestrundfunk (SWR) unter Berufung auf Informationen aus SPD-Kreisen. Der bisherige Parteichef verließ die Vorstandsklausur der Sozialdemokraten am brandenburgischen Schwielowsee bereits wenige Minuten nach seiner Ankunft dort wortlos wieder durch einen Hintereingang.

Laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" soll Franz Müntefering neuer SPD-Chef werden. Müntefering war bereits von 2004 bis 2005 SPD-Vorsitzender. Er wäre der 13. Parteichef seit Kriegsende und der 5. innerhalb der vergangenen fünf Jahre.

Müntefering hatte sich erst vor kurzem wieder auf der großen politischen Bühne gezeigt, nachdem seine Frau Ankepetra im Juni einem Krebsleiden erlegen war. Der SPD-Politiker hatte sich im November 2007 zur Pflege seiner schwerkranken Gattin zurückgezogen und seine Ämter als Vize-Kanzler und Arbeitsminister niedergelegt. Sein Bundestagsmandat hatte Müntefering behalten.

Becks Rückzug hängt offenbar mit der Entscheidung der SPD-Spitze zusammen, bei einer Klausur nahe Potsdam Außenminister Steinmeier als Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl zu nominieren.

Die Klausurtagung am Schwielowsee hatte sich zunächst verzögert, weil Steinmeier und Beck fehlten. Auch SPD-Fraktionschef Peter Struck verließ den Tagungsort zunächst wieder. Struck ist inzwischen ebenfalls eingetroffen.

Vor Beginn der Klausur hatten sich Teilnehmer verärgert darüber gezeigt, dass sie die Entscheidung für Steinmeier aus den Medien erfahren hätten. Dieses Verfahren sei kein besonders guter Einstieg in dessen Spitzenkandidatur, hieß es.

Sowohl Beck als auch Steinmeier hätten bis zuletzt betont, dass an dem verabredeten Zeitplan zur Kür des Kanzlerkandidaten festgehalten werde.
flo/AP

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