DNN/LVZ, 14.10.2008
Landesbank-Pleite: Holtmann räumt Irrtum ein
Dresden. Die Aussage klang wie ein Eingeständnis in eigener Sache. „Ich hielt das Modell für tragfähig“, gab der Chef des ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Claus Friedrich Holtmann, gestern in Dresden zu Protokoll. „Auch ich bin dem Irrtum unterlegen.“ Es war mal wieder U-Ausschuss zur Landesbank-Pleite in Sachsen, und Holtmann war als ganz besonderer Zeuge geladen. Zum einen saß der OSV-Präsident in einigen Kontrollgremien, zum anderen waren die Sparkassen selbst an manchen Hochrisiko-Geschäften der SachsenLB beteiligt.
Im Zentrum des U-Ausschusses steht stets die Frage nach dem Versagen der Gremien, in denen auch Politiker saßen – Ex-Finanzminister Horst Metz (CDU) zum Beispiel. Nach Meinung von Holtmann seien die Kontrolleure von Finanzprüfern aber nicht ausreichend vor der Risikohöhe gewarnt worden.
Eine leicht andere Lesart präsentierte Dirk Müller-Tronnier, ein Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, der für das Finanzministerium ein Gutachten zum Bankencrash erstellt hatte. Nach seiner Version hätten die Kontrollgremien zwar keine Komplettkenntnis über die Hochrisiko-Geschäfte der Banker gehabt. Völlig ahnungslos aber seien sie nicht gewesen. So hätten zum Beispiel Informationen über den Krisenfonds Ormond Quay vorgelegen, dessen Volumen rund 17 Milliarden betrug und der Auslöser für die Pleite war.
Das nahmen SPD-Mann
Karl Nolle sowie Oppositions-Vertreter von Linken, Grünen und FDP zum Anlass für Kritik. „Damit ist die Legende gescheitert, das Desaster sei ausschließlich von den Bankvorständen zu verantworten“, sagte Nolle. Linken-Obmann Klaus Tischendorf meinte, Finanzminister und Verwaltungsrat seien sehr wohl über das Haftungsrisiko informiert gewesen. Lediglich CDU-Obmann Günther Schneider sah die Regierung entlastet. „Diese Aussage zeigt einmal mehr, dass der Vorwurf haltlos ist.“ Jürgen Kochinke