BILD Sachsen, 22.10.2008
Hans Martin Bury ist „Lehman Brother" mit SPD-Parteibuch
Wer etwas Negatives über Bank-Manager sagen will, der muss nur die US-Pleite-Bank Lehman Brothers erwähnen. Dann ist ihm Beifall sicher. Nach diesem Rezept verfuhr SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier: „Bis vor 14 Tagen wollten die Lehman Brothers dieser Welt soliden Mittelständlern noch erklären, wo's langgeht - da wussten sie aber selbst nicht, dass sie schon pleite sind. Jetzt sind sie abgestürzt, die Herren des Universums!"
Da tobte der Parteitag. Steinmeier hatte nur eines übersehen: Zu den „Lehman Brothers" gehört auch ein SPD-Genosse: Hans Martin Bury (42). Der war als Staatsminister unter Kanzler Schröder ein Kollege des damaligen Kanzleramtschefs Steinmeier. Heute ist er Vorstandsmitglied der deutschen Lehman-Filiale in Frankfurt. Die deutsche „Lehman Brothers Bankhaus AG" darf keine Bankgeschäfte mehr tätigen. Der Rat des Lehman Managers Bury ist jedoch in der SPD gefragt.
Die „Netzwerker" in der SPD, ein Zusammenschluss pragmatischer, jüngerer Politiker, haben ihn für November eingeladen. Bury soll mithelfen, „sozialdemokratische Antworten" auf die Finanzkrise zu finden. Die Netzwerksprecherin Nina Hauer findet nichts dabei, dass ausgerechnet ein abgestürzter „Herr des Universums" der Partei auf die Sprünge hilft. Bury sei „ein anerkannter Finanzpolitiker", rechtfertigt sie die Einladung.
Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs hat für Bury dagegen nur Spott übrig: „Die SPD sollte sich lieber von einem erfolgreichen Bankvorstand beraten lassen". Besonders pikant: Zu den Lehman-Geschädigten gehören auch viele Kunden der Sparkassen und anderer Banken, denen Lehman Zertifikate empfohlen worden waren. Vielleicht hat der Genosse Bury ja eine „sozialdemokratische Antwort" parat, wie diese Kleinanleger entschädigt werden können.
von Hugo Müller-Vogg