Sächsische Zeitung, 24.11.2008
Streit um Tillichs DDR-Vergangenheit
Dresden. Im aktuellen Streit um die Rolle der Ost-CDU im einstigen Machtsystem der DDR ist jetzt auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) in die Kritik geraten. Dem 49-jährigen Tillich wird unter anderem vorgehalten, von Januar bis März 1989 einen Lehrgang an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften Potsdam besucht zu haben, um als Vertreter der DDR-Blockpartei CDU ab Mai 1989 einen Führungsposten beim damaligen Rat des Kreises Kamenz übernehmen zu können. Tillich wurde damals zum Stellvertretenden Vorsitzenden für Handel und Versorgung ernannt.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass Tillich, der im März 1987 in die Ost-CDU eingetreten war, zuvor in Abstimmung mit den damals politisch Verantwortlichen im Kreis Kamenz ein Ausbildungsprogramm als sogenannter Reservekader für den DDR-Staatsapparat absolvierte.
In seiner offiziellen Biografie hatte Tillich bisher nur davon gesprochen, als „Angestellter bei der Kreisverwaltung Kamenz“ tätig gewesen zu sein. Nach Veröffentlichungen im „Spiegel“ und in der „Welt“ bestätigte die Staatskanzlei am Wochenende den Lehrgangsbesuch und korrigierte die persönlichen Angaben auf der Internetseite des Ministerpräsidenten.
Gleichzeitig hieß es aber, der Vorwurf, Tillich würde seine Vergangenheit vertuschen, sei falsch. So veröffentlichte die Staatskanzlei diverse Dokumente aus der DDR-Zeit. Aus denen geht hervor, dass er als 18-Jähriger seinen Grundwehrdienst bei den DDR-Grenztruppen ableistete. Dabei wurde er in einem Abschnitt in Thüringen auch als Wachposten an der innerdeutschen Grenze eingesetzt. Seine Aufgaben als Grenzsoldat hätten in „Kohle schippen, Objektschutz und Streifendienst“ bestanden, hieß es.
Von Gunnar Saft