Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa, 08:29 Uhr, 22.12.2008

Landesbischof: Hochmut, Geiz und Gier führten zur Finanzkrise

«Die Sicherheit, die uns gerade in der Krise der Sozialstaat gibt, ist ein hohes Gut»
 
Dresden (dpa/sn) - Hochmut, Geiz und Gier sind für Sachsens evangelischen Landesbischof Jochen Bohl wesentliche Auslöser der Finanzkrise. «Es ist Aufgabe des Staates, der schamlosen Selbstbedienung, dem ungenierten Abkassieren und dem Treiben einer Finanzwirtschaft, die sich von der realen Wirtschaft völlig abgekoppelt hat, einen Riegel vorzuschieben», sagte Bohl in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Krise habe im Kern mit einer sehr konkreten Verhaltensweise von Menschen zu tun. Es sei klar geworden, dass es für das Finanzwesen unbedingt neue rechtliche Rahmenbedingungen geben muss.

«Ich hoffe, dass das Erschrecken zu einer Umkehr und zurück zu den ethischen Geboten der Gerechtigkeit führt», sagte der Bischof. Die Gier sei ein Laster und die entsprechende Tugend Bescheidenheit. «Ich denke, dass die Kommerzialisierung des Lebens viele Menschen auch abstößt.» Wenn das eigene Leben nur auf materielle Dinge ausgerichtet sei, stelle sich Leere ein.

Nach einem guten Jahr 2008 mit dem sehr erfreulichen Rückgang der Arbeitslosigkeit dominierten ob der schlechten Prognosen für die Wirtschaft 2009 Zukunftssorgen und Angst vor Jobverlust. Aus Sicht des Bischofs ist die Politik in der Lage, den Aufgaben gerecht zu werden. «Das zusammenwachsende Europa und die Demilitarisierung des Lebens seit 1989 sind Erfolgsgeschichten», warb er für Vertrauen. Die Deutschen könnten sich mit ihren Verhältnissen im Vergleich zu anderen Staaten glücklich schätzen. «Die Sicherheit, die uns gerade in der Krise der Sozialstaat gibt, ist ein hohes Gut», sagte der Bischof.

Gespräch: Simona Block, dpa

dpa sb yysn a3 ko
220829 Dez 08

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