Agenturen dpa, 17:13 Uhr, 07.01.2009
Zeuge: Sachsenring hat jahrelang Bilanzen manipuliert
Chemnitz (dpa/sn) - Die Bilanzen der früheren Sachsenring Automobiltechnik AG sind nach Aussage des ehemaligen Buchhalters Friedhelm Huster schon in der 90er Jahren immer wieder manipuliert worden. So seien etwa laut Buchhaltung 1994 für rund 600 000 Euro Geräte angeschafft worden, die im Unternehmen tatsächlich nie vorhanden gewesen seien, sagte er am Mittwoch im Prozess gegen die Ex-Vorstände von Sachsenring, Ulf und Ernst Wilhelm Rittinghaus. Die Anklage wirft den beiden Managern vor dem Landgericht Chemnitz vorsätzliche Insolvenzverschleppung sowie Untreue in 86 Fällen vor.
Er habe sofort Zweifel gehabt, dass diese Rechnungen an eine Automobilfirma «werthaltig» seien, sagte Huster. Diese hätten von dem Unternehmen gar nicht gebucht werden können. Dazu hätten auf der Rechnung unter anderem ein Stichtag, die genaue Lieferung und eine Bestellnummer angegeben werden müssen. Das sei nicht der Fall gewesen. Auf das Problem habe er die Vorstände in Vorlagen immer wieder hingewiesen. In einer ersten Vernehmung im vergangenen Dezember hatte Huster vor dem Gericht ausgesagt, dass es bei Sachsenring schon seit 1994 Liquiditätsengpässe gab, die später immer größer geworden seien.
Laut Anklage sollen die Brüder Rittinghaus schon seit März 2000 gewusst haben, dass Sachsenring seine Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen konnte. Sie seien aber erst im Mai 2002 zum Insolvenzrichter gegangen. Die 86 Untreue-Vorwürfe beziehen sich zumeist auf ein Darlehen von rund 7,5 Millionen Euro, das die beiden Manager dem angeschlagenen Unternehmen im Dezember 1999 gewährt hatten. Später hätten sie in 84 Schritten 6,1 Millionen Euro wieder eingetrieben, obwohl Sachsenring eigentlich schon zahlungsunfähig war. In zwei weiteren Untreue-Fällen sollen sie die Jahresabschlüsse für 1998 und 1999 mit Scheinrechnungen gefälscht haben. Die Rittinghaus-Brüder bestreiten die Vorwürfe.
dpa hü yysn z2 st
071713 Jan 09