Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.01.2009

Rettungsversuche gescheitert: Qimonda ist pleite

 
Der krisengeschüttelte Speicherchiphersteller Qimonda ist pleite. Der Vorstand erklärte aber, er wolle wesentliche Unternehmensteile des Speicherchipherstellers im Rahmen der Insolvenz sanieren.

München/Dresden - Nach monatelangen Rettungsversuchen hat der Chiphersteller Qimonda Insolvenz angemeldet. Der Antrag wegen Zahlungsunfähigkeit sei am Freitagmorgen eingereicht worden, sagte die Sprecherin des Amtsgerichtes München, Ingrid Kaps. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Michael Jaffé bestellt. Der Rechtsanwalt leitete unter anderem die Insolvenz der Kirch-Media-Gruppe sowie der Nici GmbH, die das Fußball-WM-Maskottchen "Goleo" herstellte.

In Deutschland 4.600 Mitarbeiter betroffen

Qimonda beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit 12.200 Mitarbeiter. In Deutschland sind von der Pleite rund 4.600 Mitarbeiter betroffen. Am größten Standort Dresden arbeiten rund 3.000 Menschen, in München etwa 1.400. Wegen des weltweiten Preisverfalls für Speicherchips war der Konzern in Schieflage geraten. Dazu habe sich der Zugang zu Krediten dramatisch verschlechtert, erklärte der Konzern. „Wir gehen davon aus, dass wir unseren Geschäftsbetrieb mit Unterstützung des vorläufigen Insolvenzverwalters sowie unserer Mitarbeiter im Sinne unseres Restrukturierungsprogramms fortführen können“, sagte Qimonda-Vorstandschef Kin Wah Loh.

Infineon erwartet millionenschwere Belastungen

Der Qimonda-Mutterkonzern Infineon rechnet wegen der Insolvenz des Tochterunternehmens mit zusätzlichen Belastungen von mehreren hundert Millionen Euro. Infineon hält derzeit 77,5 Prozent der Qimonda-Aktien. Die Gesamthöhe aller notwendigen Rückstellungen „schätzen wir auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag“, teilte Infineon mit. Die Infineon-Aktie brach zeitweise um mehr als neun Prozent ein.

Rettungspaket scheitert an 300-Millionen-Euro-Lücke

Bis zuletzt wurde über Staatshilfen in Höhe von 325 Millionen Euro für den Chiphersteller verhandelt. Wie jedoch bekannt wurde, meldete Qimonda kurzfristig einen zusätzlichen Finanzbedarf von 300 Millionen Euro an. Der Konzern machte dafür auch Verzögerungen bei den Verhandlungen verantwortlich. Das Finanzierungspaket habe „trotz intensiver jedoch äußerst komplexer Verhandlungen sowie zugesagten Finanzierungshilfen von Kunden“ nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können, erklärte das Unternehmen.

Minister Jurk sieht Schuld bei Qimonda-Führung

Der sächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) dagegen machte das Unternehmen selbst für die Ursache der Pleite verantwortlich. Er bedauere sehr, dass das Halbleiterunternehmen nicht in der Lage gewesen sei, einen geschlossenen Finanzierungsplan vorzulegen, sagte Jurk. Das Insolvenzverfahren solle nun genutzt werden, die Speicherchip-Technologie von Qimonda am Standort Dresden zu halten.

Staat habe "absolute Grenzen" ausgereizt

An dem 325 Millionen Euro schweren, kurz vor Weihnachten geschnürten Rettungspaket für das Unternehmen waren außer Sachsen auch das Land Bayern und der Bund beteiligt. Auch ein Darlehen von Portugal, wo Qimonda ebenfalls ein Werk betreibt, war geplant. Vom Mutterkonzern Infineon sollten 75 Millionen Euro kommen.

Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) erklärte, die öffentliche Hand sei bei den Rettungsbemühungen für Qimonda bereit gewesen, „bis an die absoluten Grenzen ihrer Möglichkeiten zu gehen“. Voraussetzung für öffentliche Hilfen sei aber eine belastbare Finanzplanung und ein tragfähiges Fortführungskonzept gewesen. Beides habe das Unternehmen nicht vorlegen können. Von Maria Marquart (AP/szo)

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