Berliner Zeitung vom 23.01.209, 25.01.2009
Kasparow kritisiert Tillich
Bürgerrechtler: Orden für Putin beleidigt mich
MOSKAU. Garri Kasparow, russischer Oppositionspolitiker und Ex-Schachweltmeister, hat die Auszeichnung Wladimir Putins in Dresden am vergangenen Freitag heftig kritisiert. "Was in Sachsen passiert ist, ist für mich eine persönliche Beleidigung", sagte Kasparow der Berliner Zeitung. Der russische Premier hatte am Freitag den "Sächsischen Dankorden" des Semperopernball-Vereins erhalten. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte die Laudatio für Putin gehalten und dessen Verdienste um den deutsch-russischen Kulturaustausch gewürdigt. Der Orden soll Menschen verliehen werden, die Außergewöhnliches für Sachsen geleistet hätten.
"Ein Diktator und Verbrecher"
"Das ist keine lokale Angelegenheit, den Orden hat nicht ein Bürgermeister überreicht, sondern der Ministerpräsident. Das ist eine propagandistische Kampagne, die - ob wir das wollen oder nicht - mit dem deutschen Staat verbunden ist. Wie die Deutschen solche Dinge aufnehmen, ist ihre Sache. Aber ich als Russe fühle mich beleidigt", sagte Kasparow.
"Es ist der Versuch, ein Gleichheitszeichen zwischen Russland und Putin zu setzen - aber Putin ist ein Diktator und Verbrecher, der sich in Russland für seine Taten noch einmal wird verantworten müssen. Daran gibt es gar keinen Zweifel." Kasparow, der als einer der stärksten Spieler in der Geschichte des Schach gilt, ist einer der Anführer der außerparlamentarischen Opposition Russlands.
von Christian Esch