Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 14.03.2009

Sächsische Sabotage faltet Horst Köhler Stimmen weg

Sächsisch betrachtet von Annette Binninger
 
WER den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die tiefe Weisheit dieses alten deutschen Sprichworts haben in dieser Woche die Abgeordneten der CDU im sächsischen Landtag in praktische Lebenserfahrung umgesetzt. Sie sollten nur ein Kreuzchen unter die Vorschlagsliste ihrer Partei setzen, die damit 16 Vertreter in die Bundespräsidenten-Wahl am 23. Mai entsendet. Eigentlich keine schwere Sache. Damit wären CDU-Kandidat Horst Köhler 16 Stimmen im engen Kopf-an-Kopf-Rennen mit Konkurrentin Gesine Schwan sicher gewesen. Doch, nichts da, Pustekuchen. Neun CDU-Abgeordnete wählten nicht die eigene CDU-Namensliste. Und so fehlen Köhler nun zwei Stimmen.

Erste Erklärvariante der CDU: Die Stimmzettel seien zu kompliziert und damit unklar gewesen, wo das Kreuzchen hingehört. „Da hilft nur noch Falten“, sehnte sich da ein CDU-Politiker scherzhaft wieder zur alten DDR-„Wahl“-Methode zurück. Da konnte gar nichts angekreuzt werden. Nun ahnen wir einen Grund.

EINE hinterhältige Attacke der CDU auf ihre eigene Führungsspitze – oder doch nur Schusseligkeit? Daran mochte weder in Sachsen noch in Berlin so recht jemand glauben. Und so kursierte in einem Internet-Forum der Bundes-CDU das böse Wort von einer möglichen Sabotage der Sachsen-CDU gegen die Wiederwahl Köhlers. Das wiederum, so dürfen wir beruhigend nach Berlin rufen, wäre wohl zuviel der Ehre. Eine solch ausgebuffte Strategie würde viele Abgeordnete schlichtweg überfordern.

UND so macht ein bitterer Witz die Runde im CDU-Lager; ausnahmsweise angelehnt an Spott von FDP-Landeschef Holger Zastrow. Sachsens Schüler schnitten zwar bei den Pisa-Leistungstests stets hervorragend ab. „Leider ist die CDU-Fraktion in dieser Hinsicht kein Spiegelbild der Gesellschaft“, spottete der Liberale. Ironisch und ein wenig bitter heißt es nun dazu in CDU-Reihen: Genau das sei doch das Problem der Union, dass sie den Durchschnitt der sächsischen Bevölkerung widerspiegele. Daran aber wollen wir nicht glauben. So schlimm kann es nicht sein.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: