Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 11.05.2009

Staatskanzlei wusste von Güttlers IM -Tätigkeit

Buch-Autoren klagen an
 
Dresdens Star-Trompeter Ludwig Güttler (65) gerät weiter unter Druck: Offenbar hat die Staatsregierung im Wissen um Güttlers mutmaßliche Stasi-Tätigkeit („IM Friedrich") den Star-Trompeter für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2007 vorgeschlagen!

Schon im August 2006 wollte Karl Nolle (SPD) von der Regierung wissen, ob ein mutmaßlicher IM einen Orden erhalten kann, wie den Verdienstorden des Freistaates. Der damalige Staatskanzleichef Hermann Winkler (CDU)antwortete: „Grundsätzlich kann ein ehemaliger Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR den Orden nicht erhalten."

Nur ein paar Monate später empfahl Alt-Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) Güttler für das Bundesverdienstkfeuz - obwohl damals offen über dessen Stasi-Verstrickungen gesprochen wurde. „Was wusste die Staatsregierung wirklich?", fragt Nolle. Zumal die Staatskanzlei Horst Köhler vor der Ordensver-
leihung über die Existenz der Stasi-Akte informierthaben soll - schreiben die Autoren des Buches „Vorwärts und Vergessen". Sie zitieren einen Sprecher des Bundespräsidenten, wonach im konkreten Fall „die Existepz einer Stasi-Akte der
breiten Öffentlichkeit bekannt" war.

Laut Birthler-Behörde wurde der Musiker von 1979 bis 1983 als Inoffizieller Mitarbeiter bei der Staatssicherheit - „IM Friedrich" - geführt „Nach archivischer Betrachtungsweise handelt es sich eindeutig um Unterlagen zu einem Inoffiziellen Mitarbeiter", so die Behörde. Der große Dresdner Trompeter - er fällt immer wieder durch Skandale auf. Die Morgenpost hatte im Jahr 2002 unter anderem enthüllt, dass Güttlers „Wiederaufbaukonzerte" für die Frauenkirche allein zwischen 1999 und 2000 ein Minus von über 150.000 Euro erwirtschafteten. Im August 2004 beschimpfte er in Görlitz das Publikum, weil er vor einem halb leeren Saal auftreten „musste". 2006 schlug er die „Ehrenmedaille der Stadt Dresden" als zweitklassig aus - immerhin sei Frauenkirchen Baudirektor Eberhard Burger ja Ehrenbürger geworden und er nicht!
Von Jens Jungmann

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