Agenturen, dpa, 13:14 Uhr, 16.05.2009
Jurk: Treuhand-Idee für Qimonda geht nur mit Bund
Dresden (dap/sn) - Zur Rettung des insolventen Speicherchip- Herstellers Qimonda mit einem Treuhand-Modell ist Sachsen laut Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) auf den Bund angewiesen. Es werde geprüft, ob die Treuhand-Idee von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für Opel überhaupt auf Qimonda übertragbar sei, sagte Jurk der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. «Im Gegensatz zu Opel ist Qimonda bereits insolvent und produziert nicht mehr. Außerdem setzt das angedachte Treuhand-Modell eine staatliche Trägerbank voraus.» Sachsen hatte seine Landesbank aber notverkauft.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte die Überführung der von der Pleite bedrohten Autofirma Opel in eine Treuhandgesellschaft auch als Weg für die Rettung von Qimonda ins Gespräch gebracht. «Was für die einen gilt, muss grundsätzlich auch für uns gelten», sagte er der «Dresdner Morgenpost» (Samstag). Die Treuhand-Lösung soll dem Insolvenzverwalter Zeit für die Suche weiterer Investoren verschaffen.
Wirtschaftsminister Jurk bestätigte der dpa Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Qimonda-Insolvenzverwalter Michael Jaffé. Er zeigt sich aber über den Vorstoß von Tillich überrascht. «Treuhandlösung heißt ganz eindeutig: Staatsbeteiligung in namhaften Größenordnungen. Ich freue mich über das klare Wort des Ministerpräsidenten in diese Richtung und hoffe, dass er diesmal die Unterstützung seiner Fraktion dafür bekommt.»
Die Chancen für die Lösung schätzt der Minister als schwierig ein. «Wir hätten unsere Unterstützung auf diesem Weg bereits vor Monaten geben müssen, als ein Erfolg versprechendes Konzept auf dem Tisch lag. Damals wollte die CDU nicht. Während man bei Opel durch die potenziellen Investoren noch Brücken bauen kann, fehlen derzeit bei Qimonda die möglichen Investoren, zu denen man eine staatliche Treuhandbrücke schlagen kann.»
Anfang Mai waren die noch knapp 500 in Dresden verbliebenen Beschäftigten bei Qimonda zuletzt über die Lage informiert worden. Hoffnungen auf einen Investor gab es damals nicht. Qimonda benötigt schnell Hilfe. Andernfalls droht dem einst 3000 Mitarbeiter zählenden Unternehmen die Abwicklung.
Am 1. April war das Insolvenzverfahren für die Infineon-Tochter eröffnet worden. Grund waren finanzielle Probleme aufgrund des Preisverfalls bei Halbleitern. Ursprünglich hatte das Unternehmen weltweit rund 12 000 Beschäftigte, davon 4600 in Deutschland - in Dresden und München. Rund 2450 Mitarbeiter der beiden Standorte wechselten in Transfergesellschaften - davon etwa 1900 aus Dresden. Eine Restmannschaft kümmert sich um den Stand-by-Betrieb, damit die Produktion sofort wieder hochgefahren werden kann.
(Internet: www.qimonda.de)
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