Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 20.06.2009

Beachtliche Aufgeregtheiten

Kommentar von Jürgen Kochinke
 
Nun ist es also heraus. Kaum ein Buch hat vor seiner Präsentation für so viel Wirbel gesorgt wie das Werk des SPD-Manns Nolle über die DDR-Blockvergangenheit sächsischer CDU-Spitzenpolitiker. Doch was ist eigentlich geschehen? Bei Lichte betrachtet wenig. Nolle stützt sich bei seinen Attacken weitestgehend auf bekannte, öffentlich zugängliche Quellen. Und dass er „seine“ SPD damit nebenbei für den Wahlkampf präparieren möchte, darf sowieso keinen wundern.

Umso beachtlicher sind die Aufgeregtheiten um das Schwarzbuch. Seit einem Dreivierteljahr gibt es ein heftiges Hauen und Stechen im Freistaat, es wird attackiert und zurückgekeilt – gern auch unter der Gürtellinie.

Jenseits des für Ostdeutsche gar nicht so spektakulären Inhalts zeigt der Umgang mit dem Werk: Die DDR ist zwar Geschichte, die Einheit in den Köpfen aber bei weitem noch nicht vollzogen. Und: Die von Nolle angegangene CDU reagiert hektisch wie selten.

Statt in Ruhe zu prüfen, was am Ende von den Vorwürfen bleibt, verheddert sich die Staatskanzlei in einen Rechtsstreit mit Bundesmedien; statt den Kampf politisch mit dem Florett zu führen, holt sie den Holzhammer heraus. Hätte die sächsische Union ihre Block-Vergangenheit wirklich aufgearbeitet, wie sie behauptet, könnte sie gelassen bleiben. So aber wird Nolles Schwarzbuch erst zu dem, was es ist: ein Politikum im Wahlkampf.
@j.kochinke@lvz.de

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