Sächsische Zeitung, LESERBRIEFE, 02.11.2001
Nur wer aneckt, bewegt etwas
Leserbrief von Monika Lenke, Heidenau
Ohne Opposition kann eine Demokratie nicht funktionieren. Und Opposition muss Missstände aufgreifen. Nichts anderes tut Herr Nolle, sogar der Sächsische Verfassungsgerichtshof hat ihm da Recht gegeben. Wenn man alles unter den Teppich kehrt, ist das zwar sehr bequem, aber es wird dabei bald aussehen wie bei Hempels unterm Sofa.
Bei einer alleinregierenden Partei sind Gegengewicht und Kontrolle nötig, denn Menschen neigen zum Missbrauch. Sicher ist die Zeit, die Herr Nolle dazu benötigt, nicht unerheblich. Vielleicht hat er dafür nicht so viel Freizeit wie mancher sächsischer "Untertan". Außerdem wurde Herr Nolle sicherlich von SPD-Anhängern gewählt und nicht von Biedenkopf-Verehrern. So gesehen kümmert er sich sehr intensiv um die Interessen seiner Wähler.
Schon 1846 kritisierte Karl Gutzkow (damaliger Dramaturg der Dresdner Bühne) die Gewohnheit der Massen, zu dienen und zu folgen. Es scheint sich in Sachsen nicht viel geändert zu haben seitdem, ausgenommen der Herbst 1989. Aber nur wer aneckt, setzt die Dinge in Bewegung. Für diese Tätigkeit wird eine Opposition gewählt. Leider mussten wir das in der DDR vermissen. Deshalb ist es für viele Menschen vielleicht ungewohnt.