Agenturen ddp-lsc, 03:30 Uhr, 30.11.2008
Kretschmer nennt DDR «subtile Diktatur»=
Dresden (ddp-lsc). In der Debatte um die Vergangenheit der Ostdeutschen hat sich Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer gegen eine «Stigmatisierung der übergroßen Mehrheit der Menschen in der DDR» gewandt. Sehr viele hätten damals «ihr Leben einfach nur leben» wollen, sagte Kretschmer der Nachrichtenagentur ddp in Dresden. Die DDR sei «eine subtile Diktatur» gewesen.
«Niemand konnte das Ende vorhersehen», betonte der 33-Jährige.
Zugleich nannte er es «bösartig, all jene als Mitläufer zu bezeichnen, die Mitglied bei den Pionieren, dem FDGB, einer Partei oder anderen Massenorganisationen waren». Damit bezog sich Kretschmer auf ein am Samstag vorgelegtes Papier des SPD-Landtagsfraktionschefs Martin Dulig, der alle DDR-Blockparteien als «ganze Sammelbecken von Mitläufern" bezeichnet hatte. «Nicht alle, die in der DDR irgendwo Mitglied waren», könnten als Mitläufer bezeichnet werden, betonte Kretschmer.
Kretschmer fügte hinzu, dass er große Achtung vor denjenigen habe, die in der DDR in Opposition gelebt hätten. Zugleich wehre er sich aber «dagegen, dass Menschen, die vor der Wende nicht hier gelebt haben, über das Leben der DDR-Bürger richten».
Kritik übte Kretschmer am SPD-Landtagsabgeordneten Karl Nolle, der mit seinen Recherchen zu einem Buch über «Blockflöten» die Debatte um den Umgang von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) mit der eigenen DDR-Vergangenheit mit ausgelöst hatte. «Leute wie der SPD-Mann Nolle sind ein Grund, warum Ost und West noch nicht zusammengewachsen sind», sagte Kretschmer.
Die CDU will auf ihrem Bundesparteitag in Stuttgart voraussichtlich am Dienstag ein Ost-Papier verabschieden. Darin soll auch die Formulierung enthalten sein, dass «die CDU in der DDR im totalitären System der SED-Diktatur mitgewirkt» habe.
ddp/tmo/arh
300340 Nov 08