Hygiene Museum Dresden, 21.04.2001
Kongress Integrative Konzepte in der Onkologie
Grußwort als Schirmherr des Kongresses
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Frau Dr. Döring-Paesch,
lassen Sie mich zunächst der Veranstalterin diese Kongresses, der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. dafür danken, daß ich die Schirmherrschaft für Ihre überaus wichtige Veranstaltung übernehmen durfte.
Ich freue mich auch, Ihnen, die besten Grüße und Wünsche der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag überbringen zu können.
Keine Bange, meine Damen und Herren, es wird nicht parteipolitisch. Ich glaube auch nicht, daß richtig oder falsch heute noch irgendwie mit Parteibuchstaben beantwortet werden können.
Nun, was hat ein Wirtschaftspolitiker und aktiver Unternehmer in Sachsen, wie ich es bin, zu sagen?
Ich könnte über den großen sichtbaren Fortschritt und die deutlichen Erfolge sprechen, die wir alle schon miteinander mit dem Aufbau Ost erreicht haben.
Aber ich könnte natürlich auch über die höchste Arbeitslosigkeit in Sachsen seit 1990 sprechen, über Städte und Regionen, die seit der Wende 30 % der Bevölkerung verloren haben.
Wußten Sie, daß Sachsen heute die niedrigste Einwohnerzahl pro qkm seit 100 Jahren aufweist?
Ich könnte über die Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit von 15 %, allein im letzten Jahr sprechen, über Dumpinglöhne und Wegzugsprämien, über Firmenpleiten und private Überschuldung, zur doppelten Überalterung in Sachsen, zur demografischen Überalterung und zur Abwanderung der Jungen Leute bis hin zur Altersarmut.
Da wäre ich schon fast beim Thema. Denn -entwickelt sich Sachsen zum Altersheim, zu einem Seniorenpark mit blühenden Landschaften, dann werden wir auch zunehmend mit den besonderen Gesundheitsproblem eines Seniorenparks , einer überalterten Gesellschaft konfrontiert werden.
Sind wir darauf vorbereitet?
Meine Damen und Herren?
Gestatten Sie mir, am Beginn dieses Kongresses ein Zitat von Michail Gorbatschow zu stellen. Nicht das vom Zuspätkommen sondern dies:
„Es gibt keine einfachen Lösungen für sehr komplizierte Probleme. Man muß den Faden geduldig entwirren, damit er nicht reißt.“
Was Sie hier heute versuchen, ist doch kompliziert, - die konventionelle Onkologie mit der komplementären Onkologie, in ihrer Hilfe und Nutzen für die Betroffenen, zusammenzubringen.
Aber, wenn es richtig ist, das entgegen alter Lehrmeinung, Krebs nicht primär eine lokale Erkrankung sondern im Zusammenhang des Gesamtorganismus gesehen werden muß, so ist es eben auch eine Erkrankung des ganzen Menschen.
Diese Erkenntnis fordert natürlich auch neue Wege in der Therapie für die mehr als 300.000 Frauen, Männer und Kinder, die jährlich in Deutschland neu an Krebs erkranken.
Und diese Wege wollen Sie mit Ihrem Engagement meine Damen und Herren, suchen und beschreiten.
Da gibt es nicht die einfachen Antworten für ein kompliziertes Problem. Sie haben es hier, als Ärzte, als Therapeuten, als Patienten, als vielfältig Betroffene mit einem Krankheitsbild zu tun, für das es keine Patentrezepte gibt und geben kann.
Und seien sie besonders vorsichtig bei allen therapeutischen Wahrsagern mit Absolutheitsanspruch und letzten Gewissheiten.
Wer nicht auch Irrtümer und therapeutische Fehlschläge eingestehen kann, wirkt nicht sehr glaubwürdig.
Wer nicht zugibt, daß es mehr Fragen als Antworten gibt, ist unredlich.
Ich denke, Ihr integrativer Konzeptansatz ist sehr überzeugend und sehr realitätsnah.
Zum Wohle der erkrankten Menschen müssen zusammenkommen:
Konventionelle Onkologie und Komplementär- Onkologie, Patienten und Kassen, Ärzte und Politik.
Auch das verstehe ich unter einem integrativen Konzept. Das sind für mich runde Tische der Gesundheit.
Es geht aber auch, meine Damen und Herren, und gerade in einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft, um die Mitsprache der Patienten.
Es ist schon erschreckend oder typisch für manche Rückständigkeit unserer Gesellschaft, wie gravierend in unseren Kliniken immer wieder über die Köpfe der Patienten hinweg entschieden wird.
Das Mitspracherecht bei unserem wichtigsten Gut, unserer Gesundheit, ist doch ein unveräußerliches Menschenrecht, dies einzufordern, ist eine Selbstverständlichkeit.
Und genauso selbstverständlich ist es den Problemen der chronisch Kranken in unserer Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Mehr Aufmerksamkeit für die Betreuung und Therapie, mehr Aufmerksamkeit für ihre sozialen Probleme, mehr Aufmerksamkeit für Wissenschaft und Krebs-Forschung, mehr Aufmerksamkeit für die Sparkomissare, die immer der Gefahr unterliegen, eines der reichsten Länder der Welt in die gesundheitspolitische Rückständigkeit zu schicken, mehr Aufmerksamkeit für schwarze Schafe und geschäftstüchtige Wunderheiler und mehr Aufmerksamkeit für bessere politische Rahmenbedingungen, die nicht vom Himmel fallen.
Erlauben Sie mir zum Schluß an Pierre Caron de Beaumarchais, geb. 1732, zu erinnern, der meinte:
„Wenn eine Medizin nicht schadet, soll man froh sein - und nicht obendrein noch verlangen, daß sie etwas nütze.“
Übrigens - bei einem Arzt, der 33.105 Tage alt geworden ist (also 90 Jahre) habe ich zu Thema Krebs gefunden:
“In Lambarene habe ich Krebs erst festgestellt, sieben Jahre nach Einführung der Konserven.“
Der Arzt hieß Albert Schweitzer.
In diesem Sinne wünsche ich Ihrem Kongress einen besonders guten Verlauf.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.