Karl Nolle, MdL

Plenum des Sächsischen Landtags, Aktuelle Debatte, 12.09.2003

Zur Bedeutung von Schule und Hochschule für Firmenansiedlungen in Sachsen

 
Meine sehr vereehrten Damen und Herren,

als einziger aktiver Unternehmer in diesem Landtag mit einem 70 Mann Unternehmen und einer tatsächlichen Ausbildungsquote von 11,5 % sage ich Ihnen:

Als ich vor 12 Tagen fünf neue Lehrlinge einstellte, mussten die einen Eignungstest machen.

Von 93 falsch geschriebenen Worten in einem nicht sonderlich komplizierten Text hat der Beste gerade mal die Hälfte herausgefunden. Die Quote ging runter bis auf lächerliche 25 erkannte Worte.

Dies ist leider inzwischen eine typische, erschreckende und beschämende Erfahrung aller Unternehmen in Sachsen, die Lehrlinge einstellen wollen.

Ein Test der Uni Mainz über ökonomisches Wissen von Schülern in Europa.

Ergebnis:

In Großbritannien antworteten 74% richtig, in Deutschland gerade mal 45!
Dabei brauchen unsere Schüler heute mehr denn je, Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge: wie unsere Marktwirtschaft funktioniert, was Unternehmertum und eine Kultur der Selbstständigkeit bedeuten.

Vom ehemaligen VW-Chef Nordhoff stammt die Erkenntnis:

„Den Wert eines Unternehmens machen nicht die Maschinen und auch nicht deren Bankkonten aus. Wertvoll sind nur die Menschen, die dafür arbeiten und der Geist, indem sie es tun.“

Ja, das wertvollste Kapital unserer Unternehmen sind unsere Mitarbeiter.

Und ich füge hinzu, die kleinen Könige und kleinkarierten Finanz-Buchhalter dieser Regierung kommen und gehen.

Das wichtigste Kapital in Sachsen sind die Menschen.

Ihr Wissen, ihre Erfahrungen, ihr Engagement, ihr Fleiß und ihre Traditionen haben Sachsen nach vorn gebracht und nichts anderes und schon gar nicht Ihre christdemokratischen Anmaßungen.

Diese Fähigkeiten zu fördern und zu entwickeln, hierin liegt die wichtigste Verantwortung und Aufgabe von Politik. Hier müssen die wichtigsten Zukunftsinvestitionen stattfinden.

Sie, meine Damen und Herren von der CDU, reden zwar über Fachkräftemangel, aber sie tun nichts und ignorieren die Warnungen der IHKs, der Kammern und des Mittelstandes.

Und noch eins: Für Investitionsentscheidungen, Ansiedlung oder gar Expansion ist absolute Rechtstaatlichkeit, Rechtssicherheit und Planungssicherheit die wichtigste Grundlage, auch wenn ihnen das immer noch schwer fällt.

Landrecht nach Gutsherrenart oder nach Art der roten Barone und ihrer willigen Blockflöten, ist da fehl am Platze, auch wenn diese vordemokratische Mentalität immer noch fröhliche Urstände feiert in Sachsen.

Das ist eine schlimme Hypothek für dieses Land und eine unerträgliche Belastung für die junge Demokratie.

Ich danke Ihnen.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: