Sächsische Zeitung, 28.08.1999
"Schröder vorm Abgrund"
Kanzler auf Wahlkampftour in der Sächsischen Schweiz
WEHLEN. "Schröder vorm Abgrund", witzelte der Kanzler, als er für die Fotografen und Fernsehteams auf einer Brücke zwischen zwei Felsen posierte. Drei Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen am 19. September wanderte Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag mit SPD-Spitzenkandidat Karl-Heinz Kunckel und dessen Spitzenteam durch die Sächsische Schweiz. In der idyllischen Landschaft der Bastei stellten der Kanzler und Kunckel sich zunächst den Fotografen. Anschließend ging es weiter bis zum Kurort Rathen, wo einige Touristen und SPD-Anhänger warteten. Dem schloss sich eine etwa sechs Kilometer lange Wanderung nach Wehlen entlang der Elbe an. Schröder verteilte Autogramme, begrüßte Anwohner und stellte sich für private Fotos zur Verfügung. Er versprach, mit seiner Familie "möglichst unerkannt" einmal wieder zu kommen. Zu aktuellen politischen Themen wollte er sich nicht äußern, sondern die Landschaft in einer der schönsten Ecken Europas genießen. "Ihr müsst wissen, wie publicityscheu ich bin", sagte er ironisch.
CDU/PDS: Stille Koalition auf dem Wasser
Die politische Konkurrenz wollte der SPD jedoch das Feld nicht allein überlassen. CDU und PDS verfolgten die Wanderung von der Elbe aus. Auf einem Motorboot hatte jemand ein Wahlplakat mit dem Bild von CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf angebracht. Die PDS zeigte ein Transparent mit der Aufschrift "Die Großen schwimmen in Geld, die anderen müssen rudern."
Karl Nolle, ein Bekannter Schröders aus alten Juso-Zeiten in Niedersachsen und Mitglied in Kunckels Wahlteam meinte: "Stille Koalition von CDU und PDS auf dem Wasser." (von Karin Schlottmann / dpa)