DNN, 28.05.1999
SPD und Bündnisgrüne weitgehend kopflos
Verzug bei Plakatierung/CDU dominiert die Straßen
DRESDEN. Die heiße Phase des Wahlkampfes verläuft an der Werbefront bislang ohne SPD und Bündnisgrüne. Nur Verleger
Karl Nolle, Stadtrats- und Landtagskandidat, schaut dank seiner parteiunabhängigen Kampagne bislang für die Sozialdemokraten flächendeckend von den Plakaten. Ansonsten gehören Laternen, Bäume und Straßenschilder vor allem der CDU.
Sozialdemokraten und Grüne sind schlicht im Verzug. Genossen munkeln, das liege daran, daß den Plakatauftrag ein Parteifreund bekommen habe. Dem könne man nicht so auf die Finger klopfen wie einem normalen Geschäftspartner.
SPD-Unterbezirks-Geschäftsführer Norbert Töpfer, ausführender Arm des Wahlkampfteams um Parteichef Manfred Müntjes und Fraktionschef Albrecht Leonhardt, wiegelt ab: Es sei gar nicht klar, ob es sich lohne, frühzeitig mit der Werbung rauszugehen. Langwierige Absprachen und Überlegungen, die Werbung zugunsten von Spenden für Kosovo-Flüchtlinge zu reduzieren, hätten zum Verzug geführt. Im Umland sei die Partei werbemäßig recht gut vertreten, allein in der Stadt hapere es. Kaum vertreten war bisher auch der SPD-Kandidat für die Europawahlen, Bernd Kunzmann, der sich in Dresden einer Plakatenfülle von CDU-Mann Jürgen Schröder gegenübersieht.
Karl Nolle, der im Kommunalwahlkampf im Wahlkreis 5 (Striesen) Anlauf für die Landtagswahl nehmen will, kratzt der Sand im sozialdemokratischen Wahlkampfgetriebe nicht. Er habe schon im Februar seine Kampagne geplant, zwei Leute dafür eingestellt und die Plakate im eigenen Druckhaus gedruckt. Einen fünfstelligen Betrag hat er selbst zugeschossen.
Wenn die Plakate letztlich hängen, ist darauf allein Leonhardt zu sehen, Spitzenkandidat im Wahlkreis 8, auf den sich die Parteispitze als stadtweite Nr.1 einigte. Da würden die Leute in den elf anderen Wahlkreisen auf ihre Stimmzettel gucken und sich fragen, wo steht denn da dieser Leonhardt?, ist von SPD-Leuten zu hören.
Die Bündnisgrünen sind laut Stadtvorstandsmitglied Andreas Jahnel eine Woche im Verzug und wollen ab Montag plakatieren. Es mangele an freiwilligen Helfern - laut Jahnel schlägt die Kosovo-Diskussion auf die Motivation durch. Stefan Alberti
Karl Nolle ist fast das einzige Gesicht der SPD auf Dresdens Straßen. Der Verleger führt seinen Wahlkampf unabhängig von der Partei.
(Stefan Alberti)