Lausitzer Rundschau, 13.08.1999
Nicht nur Produktion allein, sondern auch Absatz fördern
SPD-Kandidaten hörten sich bei Arbeitsloseninitiative und Keulahütte um
WEISSWASSER. Dem "Übervater" Kurt Biedenkopf setzt die SPD in Sachsen im Wahlkampf ein Team entgegen. Zwei aus diesem Sechser-Gespann, Hanjo Lucassen (DGB-Chef in Sachsen) und
Karl Nolle (Druckereiunternehmer in Dresden), die am 19. September die CDU-Mehrheit aufbrechen wollen, waren gestern in Weißwasser und Krauschwitz unterwegs.
Entmutigung und WutIhr erstes Interesse galt gestern der Arbeitsloseninitiative Weißwasser. Dort kamen sie und SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Jurk mit arbeitslosen Frauen ins Gespräch, spürten die Entmutigung und Wut der Frauen.
"Die Arbeitslosenzahlen zeigen es, die sächsische Lausitz ist ein Problemgebiet. Sie ist jahrelang vernachlässigt worden. Vor allem die Frauen und die Jugendlichen haben darunter zu leiden. Hier muss etwas passieren", so Hanjo Lucassen.
Was passieren könnte, zeigt die SPD in ihrem Beschäftigungspakt Sachsen auf, quasi ein kleiner Bruder des viel diskutierten Bündnisses für Arbeit. Dieser sächsische Pakt wird von vier Säulen getragen, die da heißen: Erschließung neuer Beschäftigungsfelder, Arbeitsmarktpolitik, Bildungs- und Qualifizierungspolitik sowie Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit.
Gerade in letztgenantem Punkt ist auch eine regionale Strukturpolitik eingeschlossen.
"Bislang gibt es in Sachsen keine Konzepte, keiner der Pläne in den fünf Planungsregionen wurde in den letzten Jahren fertig gestellt. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass nichts passiert. Ohne Analyse weiß man schließlich nicht, wo der Hase langlaufen soll", fand Karl Nolle klare Worte.
Für ihn steht fest, wer Frauenarbeits- und Ausbildungsplätze schafft, der sollte auch besser gefördert werden. Und auch ein anderer Bereich, die Absatzförderung sei sehr wichtig. Wie wichtig, erlebten die SPDer bei der Keulahütte in Krauschwitz. Der Betrieb hat keinen Mangel an Arbeit und Aufträgen, gute Produkte, aber Schwierigkeiten mit dem russischen Markt. Dort besteht sehr wohl Interesse an Produkten aus Krauschwitz, doch die Kommunen haben kein Geld. Und in Sachsen sichert niemand dieses Kreditgeschäft mit Russland ab.
Brief an Schwanitz"Es reicht eben nicht, nur die Produktion selbst zu fördern. Dabei wäre in Sachsen Geld da. Doch wenn die Regierung 500 Millionen Mark braucht, um ihre falsche Abwasserpolitik auszubaden, reicht es eben für solche Maßnahmen nicht. Dabei werden die Betriebe immer so vollmundig aufgefordert, doch neue Märkte im Osten zu erschließen", so Karl Nolle.
Für Thomas Jurk ist das Krauschwitzer Problem auch Anlass, sich mit dem Staatsminister für den Aufbau Ost, Rolf Schwanitz, in Verbindung zu setzen, um eine Verbesserung dieser Kreditbedingungen anzuschieben.
(Regina Weiß)