Dresden. Eine kleine Bühne auf einer frisch gemähten Elbwiese, es duftet nach Heu und Bratwurst, die Baustelle der Dresdner Waldschlösschenbrücke ist gut zu sehen. Es ist Sonnabendmittag, und Stanislaw Tillich (CDU) steigt am Johannstädter Fährgarten aus seinem großen Wahlkampfbus, lächelt in die Runde, schüttelt Hände, steigt auf die Bühne. Gut 200 Gäste, zumeist in grünen CDU- T-Shirts, sind gekommen.
Der Auftakt in die heiße Schlacht um Stimmen ist für den Ministerpräsident an diesem Wochenende eher ein hübsches Gartenfest als ein Tag der Marktplätze. Tillich, der charmante Sorbe mit der heiklen DDR-Vita, ist so etwas wie der nette Junge von nebenan. „Liebe Freunde“ begrüßt er seine Zuhörer und sticht später ein Bierfass an. Auch auf seinem zentralen Wahlplakat ist er ohne Schlips zu sehen. Daneben steht schlicht: „Der Sachse“. Nach Kurt Biedenkopf und Georg Mil bradt will der Regierungschef am 30. August als erster Ministerpräsident, der auch aus Sachsen stammt, die Wahl für die CDU gewinnen – und zwar möglichst wieder mit einer absoluten Mehrheit der Mandate.
Auch Biedenkopf selbst und Kanzleramtschef Thomas de Maizière sind gekommen, um für den Erfolg zu werben. Die Umfragen versprechen der CDU mit 42 Prozent zwar keine Neuauflage einer Alleinregierung. Doch läuft vieles darauf hinaus, dass man sich vom ungeliebten Koalitionspartner SPD trennen und dem Wunschpartner FDP zuwenden kann. „Wenn die CDU nicht mit der SPD regieren muss, kann sie mehr dafür tun, dass sich Leistung lohnt“, sagt Tillich. Doch auch einen Seitenhieb auf die FDP gibt es. „Wir wollen keine Motorradshows und nur so tun, als ob die Menschen wichtig wären.“
Wirtschaftskrise und Bankencrash spielen bei dem Auftritt nur eine Statistenrolle. Die großen Aufgaben der nächsten Zeit dienen eher dazu, die Debatte um Tillichs Karriere im DDR-Staatsapparat zu beenden: „Die Menschen wollen Antworten auf die Zukunftsfragen und nicht auf das, was vor 20 Jahren war.“ Tillichs simple Botschaft in der 15-minütigen Ansprache lautet: Seit der Wende schreibt der Freistaat unter CDU-Führung eine Erfolgsgeschichte und das werde auch so bleiben. Sachsen sei schließlich Pisa-Sieger und habe die geringste Pro-Kopf-Verschuldung. Das CDU-Wahlprogramm – der „Vertrag für Sachsen” – enthalte keine leeren Versprechungen, sondern sei ein ehrliches und faires Angebot.
Gestern ging Tillich dann mit seinen um die Wiederwahl kämpfenden Thüringer Amtskollegen und Parteifreund Dieter Althaus im Vogtland auf Stimmenfang – bei einer Wanderung vom thüringischen Zeulenroda über die Landesgrenze nach Pausa. Motto der Aktion: „800 Jahre Vogtland – zwei starke Freistaaten in einer starken Region“. Eine Fusion beider Länder sei zwar utopisch, meinte Althaus am Rande. Die beiden mitteldeutschen Freistaaten wollten aber ihre gute Nachbarschaft fortsetzen.
Sven Heitkamp