Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 12.09.2009

Schenkelklopfer und Ehebruch

Lockes Landtag, Kolummne von Stephan Locke
 
Hach. Die Sachsen-Union ist auch nicht mehr das, was sie mal. war. Früher, da ging es ihr noch um Werte, absolute Mehrheiten zum Beispiel, oder unverbrüchliche Treue, etwa zu Kurt Biedenkopf. Nichts ist davon geblieben, nicht mal das Eheversprechen gilt mehr etwas. Obwohl noch mit der SPD verheiratet, traf sich die CDU monatelang vor der Wahl zum vorbereitenden Koalieren mit der FDP.

Gut, die Union hat immer betont, dass, die Ehe mit den Sozen keine Liebesheirat war, aber dass sie nicht mal bis zur Scheidung warten konnte, erschüttert uns dann doch.

Noch mehr wundert uns, warum es trotz intensiver Vorverhandlungen so lange dauert, bis ein Koalitionsvertrag präsentiert werden kann. Klemmt die Schublade, in die er schon im Frühjahr abgelegt wurde? Oder muckt das elektrische Zeitschloss am Tresor? Vielleicht kann ja da noch mal der gelernte Funkmechaniker Thomas Jurk oder Tempo-Tom, wie wir ihn nennen, helfen. Sozusagen als letzter SPD-Dienst für Sachsen, und um zu zeigen, dass er nicht den beleidigten Gehörnten gibt.

Vielleicht hat er aber auch ab gewinkt und gesagt: Macht doch Euern Dreck alleene! Wir verstehen das gut, fragen uns jedoch, worüber CDU und FDP
jetzt die ganze Zeit reden bei ihren „Koalitionsverhandlungen". „Guten Morgen, Mensch, wieder schönes Wetter, was Holgi!"-, könnte Stanislaw Tillich einleiten.

"Ja, aber bald regiert der Herbst, Stani", wird Holger Zastrow entgegnen, woraufhin alle den strahlenden FDP-General Torsten Herbst angucken und sich für den Rest des Tages auf die Schenkel klopfen.

Schade, dass wir so gar nichts davon haben. Wir würden auch gerne mal mitlachen. So wie die Thüringer mit Dieter Althaus. Jeden Tag gibt's dort ein neues spannendes Abenteuer mit dem Landesvater. Kommt er oder kommt er nicht, regiert er oder amtiert er, arbeitet er oder erledigt er nur Post und überhaupt: Mit wem wird er als nächstes Schlitten fahren?
 
Türingen, du unterhältst echt besser, und deshalb fordern wir für Sachsen: Glasnost und Perestrojka bei den Koalitionsgesprächen! Denn wer zu spät lacht, ist von Anfang an bestraft.