Karl Nolle, MdL

Freie Presse, 26.10.2009

Weg aus der Nische - Halbherzige SPD-Funktionäre

Kommentar von Hubert Kemper
 
War das ein überzeugendes Signal für den Aufbruch, für einen Neubeginn ohne Wenn und Aber? Nein, muss man kritisch sagen. Denn Sachsens SPD ist nach den jüngsten Wahldebakeln auf Landes- und Bundesebene auf eine Führungsfigur angewiesen, der die Parteibasis volle Rückendeckung gibt.
Dass ihm ein Viertel der Delegierten die Gefolgschaft versagt hat, spricht aber nicht gegen den neuen Landeschef Martin Dulig, eher gegen den Realitätssinn etlicher Funktionäre.

Sie haben zwar erkannt, dass ihre SPD von den Wählern in Sachsen erneut zur Splitterpartei degradiert wurde, scheuen aber den nächsten Schritt, einen einmütigen Vertrauensbeweis für den neuen Vorsitzenden. Dulig ist erst 35 Jahre jung, kennt seine Partei aber schon seit fast zwei Jahrzehnten. Deswegen kann er mit dem Ergebnis und dem Misstrauen umgehen. Seine Stärke bezieht er aus seiner Begeisterungsfähigkeit, seiner Beweglichkeit und aus der Alternativlosigkeit seiner Mission.
 
Die SPD ist auf ihren Retter angewiesen. Alt gediente Genossen wie Wolfgang Tiefensee, Rolf Schwanitz und Karl Nolle haben die Sprache ihres Wahlergebnisses verstanden. Sie halten sich im Hintergrund. Für Eitelkeiten lässt eine SPD in diesem desolaten Zustand keinen Platz. Nur noch für Geschlossenheit und Offenheit.

Für die SPD und Dulig war dieser Parteitag nur ein Etappenziel. Der Weg zurück aus der Regierungsbeteiligung in konstruktive Oppositionsarbeit ist steinig. Noch härter wird der Umstieg von der Selbstbeschäftigung zum Kontakt mit dem Bürger sein. Den Weg aus der Nische hat Dulig seinen Genossen gewiesen. Nun müssen sie ihm folgen, wenn sie wieder eine Volkspartei werden wollen.