Karl Nolle, MdL

Capital 01/10. Seite 10, 16.01.2010

Neues Milliardenloch bei der LBBW

Bilanztricks. Die Landesbank hat sich mit der Rettung der SachsenLB offenbar schwer verschätzt - und verschweigt die Verluste.
 
In der nächtlichen Krisensitzung vom 13. Dezember 2007 hatten sich die Landesbanken zur Rettung der SachsenLB durchgerungen: die LBBW übernimmt das Pleiteinstitut, die Papiere werden mit einem „Risikoschirm“ von 17,5 Milliarden € gesichert, zum Buchwert ausgelagert und "bis zur Fälligkeit gehalten" alle waren erleichtert.

Jetzt zeigt sich: Die Landesbank hatte sich bei der Rettungsaktion verhoben. Ein Gutachten des Prüfkonzerns KPMG, das Capital vorliegt, belegt den Wertverfall der Suprime Papiere, die von der Dubliner Briefkastenfirma Sealink gehalten werden: "die unrealisierten Marktwertverluste haben sich zum 31. Oktober 2008 auf 5 Milliarden € erhöht." Seitdem büßten sie weiter an Wert ein nach Daten des ABX.-Index, der in der Verbriefungsbranche zur Bewertung herangezogen wird, haben selbst die besten Teile des Portfolios 58 % verloren. Demnach müssten jetzt mindestens 8 Milliarden € wertberichtigt werden.

Die LBBW verhindert die Abschreibungen aber mit alten Bilanz- und Verbriefungstricks. Sealink hat den überfälligen Jahresabschluss immer noch nicht publiziert, und die Eigentümer der Briefkastenfirma werden durch einen Treuhänder verschleiert. So wird sie als scheinbar herrenloses Vehikel nicht in der LBBW-Bilanz erfasst. Sie müsste aber nach Bilanzrecht konsolidiert werden, weil sie von der LBBW beherrscht wird: ohne deren Kredit wäre die Firma tot.

Es geht nun nicht mehr um die Frage, ob sondern wann der Zahltag kommt. Die Sachsen haften mit 2,7 Milliarden € nur für „tatsächliche Ausfälle“ einzelner Papiere, die LBBW und ihre Eigentümer aber mit ihrem Darlehen bis zur Höhe von 6 Milliarden. Darüber hinausgehende Verluste werden von weiteren Landesbanken getragen. So ist die HSH Nord Bank mit 1,6 Milliarden beteiligt.

Die LBBW verweigert die Auskunft über Sealink. Der sächsische Finanzminister gibt zum Sealink-Eigentümer keine "näheren Auskünfte" und schweigt wegen einer "Geheimhaltungsvereinbarung" über die Wertverluste.
Von Leo Müller