Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 16.03.2010

Pressesprecher der Justiz wird abgelöst

Oberstaatsanwalt Avenarius ist ab Mai nicht mehr Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft.
 
Oberstaatsanwalt Christian Avenarius muss seine Tätigkeit als Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dresden zum 1.Mai abgeben. Der 50-Jährige war bisher Abteilungsleiter für Jugendstrafsachen und zugleich Behördensprecher. Er soll eine Wirtschaftsabteilung übernehmen. Es sei sein Wunsch gewesen, eine neue Abteilung zu übernehmen, sagte Avenarius auf SZ-Anfrage. Sein Angebot, die Arbeit als Pressesprecher fortzusetzen, habe Behördenleiter Erich Wenzlick jedoch abgelehnt.

Bisher hatte Wenzlick die Öffentlichkeitsarbeit auch bei brisanten Verfahren vollständig seinem Sprecher überlassen, der es gut verstanden hat, die Belange der Strafjustiz in der Öffentlichkeit darzustellen. Offenbar soll dieser Bereich künftig auf ein Mindestmaß reduziert werden. Nach SZ-Informationen gab es im Justizministerium bereits im Sommer Gespräche über Avenarius’ Ablösung. Er hatte als Vorstandsmitglied der Neuen Richtervereinigung die Ablösung der damaligen Justizstaatssekretärin Gabriele Hauser gefordert. Hauser hatte sich zugunsten eines Regierungsbeamten in ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeschaltet.

Martens fühlte sich beleidigt

Der Regierung und dem Landtag war Avenarius zu selbstbewusst. Im Mai 2009 hatte er das Parlament als Tratschbude bezeichnet, in dem geheimhaltungsbedürftige Dinge nicht geheimgehalten würden. Anlass war, dass Ermittlungen gegen einen Politiker öffentlich geworden waren. Abgeordnete, darunter der heutige Justizminister Jürgen Martens, fühlten sich zutiefst beleidigt, obwohl Avenarius nur einen naheliegenden Verdacht ausgesprochen hatte. Für den Begriff „Tratschbude“ entschuldigte er sich später.
von Karin Schlottmann