Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 07.04.2001
Alles fließt
Kommentar von Peter Rzepus
DRESDEN. „Sachsen zahlt Biedenkopfs Putzfrau", lautete am Montag die Schlagzeile der Morgenpost. Sofort lief die Dementiermaschine des Hofes auf Hochtouren, während die zuständigen Ministerien mauerten und die CDU ihre Empörung über die angebliche Diffamierungskampagne in die Welt jaulte. Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte.
„Sachsen zahlt Biedenkopfs Putzfrau", musste Georg Brüggen, Chef der Staatskanzlei, gestern im Parlament schließlich doch zugeben. Und den Koch. Und den Hausmeister. Und das Dienstmädchen ... Den ganzen schönen Service eben, der das Leben auf genau 155,4 Quadratmetern für korrekte 1857,03 Mark Warmmiete halbwegs erträglich macht. Ist da noch was frei?
Doch wer will da jetzt noch hin? Das Ehepaar Biedenkopf muss sich dort inzwischen fühlen wie im „Big Brother-Haus" - und kann nicht einmal etwas gewinnen. Höchstens neue pikante Fragen nach verwandten Ex-Bewohnern wie den Familien Kuhbier (4 Jahre), und Waldow (knapp 2 Jahre). Auch mit komplettem Rundum-Service? Zu welchen Konditionen?
Ganz klar sind die bei Biedenkopf übrigens auch noch nicht. Die einen haben das Brüggen-Geständnis so verstanden, dass der Service in der Miete enthalten ist. Die anderen wundern sich, weil die Mieter Biedenkopf laut Brüggen beim Service plötzlich „Gäste des Hauses" sind. Egal, beides funktioniert nach dem Fielmann-Prinzip: keine Mark dazubezahlt. Außerdem werden die Grenzen zwischen Mieter und Gast genauso fließen, wie die zwischen Privat- und Amtsperson. Fazit: Alles fließt - irgendwie den Bach runter.