Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 14.10.2010

Angeschossen, nicht abgeschossen

Kommentar von Jens Jungmann
 
Das Ermittlungsverfahren gegen den Druckereibesitzer und Abgeordneten Karl Nolle ist endlich eingestellt. 18 Monate musste der SPD-Politiker für seinen guten Namen und gegen den schweren Vorwurf kämpfen, er habe zu Unrecht Investitionszulagen für seine Firma kassiert. Die Beweislage war von vornherein dünn. Schon vor der Landtagswahl im vorigen Jahr wurde der Staatsanwaltschaft - nicht nur - von der Opposition „politische Motivation" unterstellt. War es doch „Chefaufklärer" Nolle, der mit seinen vielen kleinen Anfragen zu diversen Affären zwei Ministerpräsidenten und diverse Minister zu Fall gebracht hatte. Und letztlich ließ Nolle auch im „Sachsensumpf-Untersuchungsausschuss" die Justiz ziemlich alt aussehen.

Politisch wird allerdings nach dem Ende der Ermittlungen ein Beigeschmack bleiben: „Der hat doch selbst Dreck am Stecken", wird es künftig zur Verteidigung bei jedem neuen Vorwurf heißen, den Karl Nolle erheben wird.

Dass es eben kein Verfahren, kein Schuldeingeständnis und keine Strafe gab, wird vergessen sein. Wirtschaftlich muss Nolle weiterhin um die Existenz seiner Firma kämpfen. Die schwebenden Ermittlungen haben Druck-Aufträge wegbrechen lassen, die nun schwer zurückzubekommen sind. Finanziell ein Desaster.

Auch privat hat sich Nolle verändert. Die Ermittlungen gingen nicht ohne nervliche und gesundheitliche Nebenwirkungen an ihm vorbei. Er ist ruhiger, nachdenklicher, vorsichtiger geworden.

Sollte es tatsächlich das politische oder juristische Ziel gegeben haben, den unliebsamen Karl Nolle abzuschießen, so ist dies misslungen. Allerdings ist Karl Nolle jetzt angeschossen.