Karl Nolle, MdL
DNN, 26.04.1999
SPD Chef baut für die Wahl auf Seiteneinsteiger
Lucassen, Weiss und Nolle in Spitzenmannschaft berufen
DRESDEN. Kunckel stellte Landesliste mit 94 Namen vor. Mit dem DGB-Vorsitzenden Hanjo Lucassen, dem früheren Leipziger Unirektor Cornelius Weiss und dem Dresdner Druckhausbesitzer Karl Nolle hat der SPD-Chef und Spitzenkandidat Karl-Heinz Kunckel „Seiteneinsteiger“ in seine sechsköpfige Mannschaft für den Landtagswahlkampf geholt. Mit der Familienpolitikerin Gisela Schwarz und der Jugendpolitikerin Barbara Ludwig sind diese drei Männer die ersten SPD-Anwärter für Spitzenpositionen bei der angestrebten Regierungsbeteiligung. Daneben hofft Kunckel, der die Liste am Wochenende vorstellte, auf die Mitarbeit von Spitzenleuten, die „hohe Ämter bekleiden, aber sich jetzt noch nicht äußern wollen“.
Die ersten sechs Namen stehen für die Wahlkampfschwerpunkte der SPD: Beschäftigungspakt, soziale Gerechtigkeit, Lösungen für Frauen und Familie, die Zukunft der Jugend sowie die Verbindung von Wissenschaft und Technologie. Mit Marlies Volkmer (Platz 7), Thomas Jurk (8), Peter Adler (10), Gunther Hatzsch (11), Margit Weihnert (12), Gunter Lochbaum (13), Gudrun Klein (14) und Joachim Schulmeyer (15) sitzen weitere Landtagsabgeordnete auf den ersten 15 Plätzen.
Dazwischengerutscht ist ein vierte Seiteneinsteigerin: die Wissenschaftlerin Sabine Raatz aus Freiberg. In der Liste ist der Vizepräsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz, Weiss, mit 66 Jahren der Senior und Margitta Albrecht aus Hoyerswerda, die „einen direkten Wahlkreis holen könnte“, so Kunckel, das Küken. Der SPD-Fraktionschef sagte, er wolle „alles tun, um die absolute Mehrheit der CDU zu brechen. Das wäre die Krönung meiner politischen Laufbahn“. Er rechne mit „30 Prozent plus“ der Stimmen. Bei der Bundestagswahl am 27. September lag der Zweitstimmenanteil der SPD bei 29,2 Prozent. „Aber Landtagswahlen haben eigene Gesetze“, sagt Kunckel.
Derzeit stehen die SPD-Aktien in Sachsen bei Umfragen zwischen 24 und 28 Prozent. 1994 erreichte sie ihr schlechtestes Ergebnis mit 16,6 Prozent und 22 Abgeordneten, die alle über die Landesliste ins Parlament kamen. Wenn es gelingt, der CDU 18 Mandate abzunehmen, gibt es Koalitionsmöglichkeiten.
Für die Wahl am 19. September rechnen sich die Sozialdemokraten in Chemnitz, im Leipziger Raum und in Ostsachsen den Gewinn einiger Direktmandate aus. Aus der derzeitigen Landtagsfraktion fehlen fünf Abgeordnete, die 1994 gewählt wurden (drei traten aus Altersgründen nicht wieder an). Der Innenpolitiker Joachim Richter hatte Schwierigkeiten im heimischen Unterbezirk, der den Kommunalpolitiker Ulrich Markert vorzog. Richter steht jetzt auf Platz 28 der mit insgesamt 94 Kandidaten besetzten Liste. Die soll am 8. Mai von einer Landesdelegiertenkonferenz in Dresden beschlossen werden.
(von Manfred G. Stüting)