Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 23.01.2011

Kein Fahrverbot für Karl Nolle – wegen guter Führung

Tempo 62 in der 30er-Zone: Der schnelle SPD-Politiker kämpfte um Bußgeld und Führerschein.
 
Sein blütenreiner Auszug aus dem Verkehrszentralregister hat den SPD-Landtagsabgeordneten und Druckerei-Inhaber Karl Nolle am Freitag vor einem Fahrverbot bewahrt. Der 65-Jährige war im Juli 2010 nachmittags auf der Pillnitzer Landstraße unterwegs. Doch zwischen Gärten und Obstplantagen muss er kurz den Tacho seines Mercedes aus den Augen verloren haben. Vor der Van-Gogh-Straße rasselte er in eine Tempokontrolle der Polizei. Die Beamten erwischten das politische Schwergewicht mit 65 Sachen in der Tempo-30-Zone.

Es war kein schlechter Tag für die Beamten: Von 80 Autos waren fast 30 zu schnell. Die Zone vor der Van-Gogh-Straße lohnt sich. „Vor allem städtische Kontrolleure sind oft dort, manchmal auch die Polizei“, sagte ein Verkehrssachverständiger von der Dekra.

Nach Abzug aller Toleranzen blieben an Nolle noch immer 62 Stundenkilometer hängen – das macht 160 Euro laut Bußgeld-Katalog und ein Fahrverbot von einem Monat. Nolle legte Einspruch ein und zog am Freitag vors Dresdner Amtsgericht. Besser: Er ließ seinen Anwalt Peter Hollstein ziehen, denn Nolle selbst war nicht erschienen. „Mein Mandant bestreitet nicht, dass er zu schnell war, aber nicht so viel“, sagte der Anwalt. Nolle sei Vielfahrer und auf seinen Führerschein angewiesen.

Richterin Dorothee Hecker hatte nach reiflicher Überlegung ein Einsehen. Weil es das erste Mal für Nolle war und keine weiteren Ahndungen bekannt sind, erhöhte die Richterin das Bußgeld auf 320 Euro – aber kassierte das Fahrverbot. „Aus erzieherischen Gründen ist das auch nicht nötig“, sagte sie.
Von Alexander Schneider