Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 26.10.2011

Mangelnde Gastfreundschaft beklagt

Vor 20 Jahren ist der türkische Unternehmer Senol Yegin nach Sachsen gekommen. Immer noch erlebe er offene Ablehnung.
 
Der türkischstämmige Unternehmer Senol Yegin hat den Sachsen mangelnde Gastfreundschaft vorgeworfen. In einer Anzeige, die gestern in mehreren Zeitungen veröffentlicht wurde, kritisiert Yegin, er könne Familie und Freunde nicht ruhigen Gewissens in seine neue Heimat einladen. 20Jahre nach der Wiedervereinigung erlebe er als Ausländer in Sachsen latente und offene Ablehnung, obwohl er hier einen zweistelligen Millionenbetrag investiert habe.

Yegin gehört die Spekon GmbH in Seifhennersdorf. Das Unternehmen stellt mit gut 40 Mitarbeitern Spezialtextilien und Fallschirme für Sport, Luftfahrt und Militär her. Exportiert werden die Produkte weltweit in über 20 Länder.

Er habe sein Hab und Gut in das sächsische Traditionsunternehmen investiert, weil er an den Fleiß und das Wissen deutscher Arbeitnehmer geglaubt habe. „In diesem Glauben wurde ich nicht enttäuscht.“ Dankbar sei er auch für die unbürokratische Unterstützung der Landesregierung bei der Ansiedlung vor über 20 Jahren. „Ich bin aber dennoch nicht sicher, ob ich anderen ausländischen Unternehmen reinen Herzens empfehlen könnte, den gleichen Weg zu gehen wie ich“, heißt es weiter.

Ein Investitionsstandort sei nur dann wirklich gut, wenn er auch den Menschen anspreche und dem Investor und seiner Familie das Gefühl vermittle, er sei willkommen. „Das ist leider in Sachsen nicht immer der Fall.“ Wenn sich Sachsen entwickeln wolle, müssten sich auch die Menschen hierzulande weiterentwickeln. Yegin war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auf einer Pressekonferenz in Berlin will er morgen seine Vorwürfe näher erläutern.
Von Karin Schlottmann