Karl Nolle, MdL

DNN, 08.12.2011

Jenaer Jugendpfarrer Lothar König angeklagt

Randale am 19. Februar in Dresden
 
Dresden. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat Anklage gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König vor einem Schöffengericht am Amtsgericht Dresden erhoben. Das wurde am Mittwoch am Rande eines Prozesses gegen einen Gewalttäter vom 19. Februar am Amtsgericht Dresden aus Justizkreisen bekannt. König soll am 19. Februar in Dresden Gegendemonstranten gegen mehrere rechtsextreme Aufmärsche zu gewaltsamen Übergriffen auf Polizisten aufgewiegelt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm deshalb schweren Landfriedensbruch vor.

Anfang August hatten sächsische Polizeibeamte die Dienst- und Privaträume des Pfarrers in Jena durchsucht. Dabei war unter anderem der Lautsprecherwagen beschlagnahmt worden, mit dem König zu Gewalttaten aufgerufen haben soll. Die Durchsuchung hatte für Empörung im linken Lager und in Kirchenkreisen gesorgt. Der Pfarrer bestritt die Vorwürfe. Der zuständige Richter am Amtsgericht muss nun die Anklageschrift prüfen und entscheiden, ob er sie zur Verhandlung zulässt.

Am Mittwoch bestätigte ein 19-jähriger Angeklagter in einem Prozess vor dem Amtsgericht Dresden die Vorwürfe gegen den Jugendpfarrer. Dabei handelte es sich um das erste Verfahren gegen einen Gewalttäter vom 19. Februar. Von dem von König gesteuerten Lautsprecherwagen aus sei ständig gegen die Polizeibeamten gehetzt worden, sagte der junge Mann. Er habe sich in der Südvorstadt nach gezielten Steinwürfen gegen eine Polizeikette in dem Kleintransporter verstecken können und sei so einer Festnahme entkommen.

Das Jugendschöffengericht verurteilte den arbeitslosen Angeklagten zu acht Monaten Jugendhaft auf Bewährung und zum Ableisten von gemeinnützigen Arbeitsstunden. Er hatte zuvor ein umfassendes Geständnis abgelegt und eingeräumt, Steine auf Polizisten geworfen zu haben und am Bau von Barrikaden beteiligt gewesen zu sein.

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat gegen fünf weitere mutmaßliche Gewalttäter vom 19. Februar Anklage erhoben, darunter einen Heranwachsenden und vier Erwachsene. „Wir sind froh, dass jetzt das erste Verfahren rechtskräftig abgeschlossen ist und hoffen, dass die anderen Verfahren in naher Zukunft verhandelt werden", erklärte Lorenz Haase, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden.

In der kommenden Woche verhandelt das Amtsgericht Dresden auch wieder gegen Personen, die sich an Blockaden von Neonaziaufmärschen beteiligt haben sollen. So wird ein Prozess gegen einen Studenten wieder aufgenommen, der im Oktober ausgesetzt wurde, um weitere Ermittlungen zu ermöglichen.

tbh