Karl Nolle, MdL
www.quo-vadis-dresden.de, 22.01.2012
Beleidigte Juristen
Kommentar von Johannes Hellmich
Sachsen in Agonie, unsere Presse aber gibt nicht auf. Vom Winterloch schleppt sie sich ans Sommerloch und tapfer zurück, Superlative wie Durchhalteparolen: größte, jüngste, modernste usw. Mehr Celebrity oder – besser noch – Skandalöses würde helfen; nach den üblichen Regeln: viel Erregung, aber niemandem weh tun. Ein bisschen Staub aufwirbeln wie die anderen. Eher zufällig kommt manchmal auch etwas Wahrheit zum Vorschein.
Das sicherste Mittel gegen mediale Ermüdung: Hitler. Hitler sells. Der Führer im lockeren Gespräch mit Heydrich und Himmler vor Obersalzberger Gebirgskulisse. Dazwischen die goldige Eva Braun und Albert Speer lässig-sympathisch ans Geländer gelehnt. Bei Westmedien gang und gäbe. Die haben’s da einfacher. Dort hat man in Jahrzehnten gelernt, sich in tausend Worten zu distanzieren und sich doch zu verstehen. Da geht es um Nuancen, die sich bei Gefahr zu Missverständnissen zurückziehen. Man spricht von einer der dunkelsten Zeiten, von dunkler Zeit oder Friedenszeiten. Es bleibt der Phantasie überlassen, wie man sich Halbsätze zu Ende zu denken hat. Gedanken sind auch im Westen frei.
In Sachsens national befreiten Zonen fehlt diese Leichtigkeit beim Umgang mit der guten alten Zeit. Nostalgie reicht nicht, hier will man Taten statt Worte, Zukunft statt Erinnerung. Heiliger Ernst weht deshalb von Hoyerswerda bis Zwickau, von Stolpen bis an den Belt. Und ebenso entschlossen kämpft der Freistaat gegen Rechts. Tillich macht mit: Verbote und ein paar Phrasen in Hörweite.
Nach NSU und VS-Pannen ist der Führer für sächsische Medien erst recht keine Option: Die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst. Denn es gerät so etwas wie die Balance des Freistaates in Gefahr, wenn sich Linksextremisten, also alle Linken außerhalb der SPD, moralinsauer aufspielen dürfen mit ihrem ewigen Generalverdacht, der ihnen jetzt ein einziges Mal recht gab und eine wild um sich schlagende Staatsanwaltschaft linke Märtyrer schafft. Eine Zwickmühle: Zustimmen geht nicht; es würde die Commune aus der Schmuddelecke holen, dagegen anschreiben auch nicht, jetzt, da Tillich gemerkt hat, dass Nazis gefährlich sind.
Nun aber, pünktlich zur Saisoneröffnung der Dresdner Trauer, übertreiben es Stalins Enkel. Die Sächsische Zeitung greift zu und schlägt Alarm: Linker Chaotenangriff auf Sachsens Justiz. Nazirichter im sächsischen Internet. Mit Bild und Namen.
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