Karl Nolle, MdL
spiegel-online, 02.02.2012
Mutmaßlicher Terrorhelfer war NPD-Funktionär
Erst nahm die GSG 9 den mutmaßlichen Terrorhelfer Carsten S. in Düsseldorf fest, nun kommen neue Details ans Licht: Bei dem Mann handelt es sich um ein früheres Führungsmitglied der NPD. Er soll der Zwickauer Neonazi-Zelle eine Waffe besorgt haben.
Berlin - Der als mutmaßlicher Unterstützer der Zwickauer Terrorzelle verhaftete Carsten S. war früher ein Funktionär der rechtsextremen NPD. Der heute 31-Jährige stand nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes 1999 an der Spitze des NPD-Kreisverbands Jena. Außerdem habe er dem Thüringer Landesvorstand und als Landesvertreter dem Bundesvorstand der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten angehört.
Beamte des Spezialkommandos GSG 9 hatten den Mann am Mittwoch in Düsseldorf festgenommen. Er soll den Terroristen eine Schusswaffe und Munition verschafft haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zu sechs Morden und einem Mordversuch vor, er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Damit befinden sich insgesamt fünf Verdächtige aus dem Umfeld des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) in Untersuchungshaft.
Carsten S. ist der zweite ehemalige NPD-Funktionär, der wegen des Verdachts, dem Neonazi-Trio geholfen zu haben, festgenommen wurde. Bereits seit November sitzt Ralf Wohlleben, der zwischenzeitlich zum stellvertretenden Landeschef der Thüringer NPD aufgestiegen war, als mutmaßlicher Unterstützer der Terrorzelle in Untersuchungshaft. Der Terrorzelle werden die Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin zur Last gelegt.
Einem Bericht der "taz" zufolge sammelten die Rechtsterroristen auch Adressen von Beteiligten des 2003 gescheiterten NPD-Verbotsverfahrens. In der abgebrannten Wohnung der Neonazis in Zwickau hätten die Ermittler ein Notizbuch mit 24 von Hand notierten Namen und Anschriften gefunden. Darunter seien auch die beiden Rechtsprofessoren, die Anfang 2001 im Auftrag des Bundestags den Antrag auf ein Verbot der rechtsextremen NPD stellten. Außerdem fänden sich in dem Adressbuch die Namen von hochrangigen Sicherheitsbeamten des Verfassungsschutzes und der Polizei aus dieser Zeit.
jbr/dpa/AFP